Donnerstag, 29. September 2016

Back to school {RUMS 39/16}

oder: Warum es keinen RUMS 38 bei mir gab

Ihr Lieben, ja, ich habe letzte Woche nicht geRUMSt. Ich war ganz gerührt, dass ich tatsächlich von verschiedenen Seiten angeschrieben wurde, ob denn alles in Ordnung sei <3 Und ja, es IST alles in Ordnung. Ich hatte schlicht keine Zeit. Und warum das ist so, das erzähl ich euch heute. Ich hoffe, IHR habt ein bisschen Zeit mitgebracht, denn da muss ich etwas ausholen:

Als ich vor mittlerweile 19 Jahren mit der Schule fertig war, wusste ich ziemlich genau, was ich machen wollte: Journalismus sollte es sein, oder so was ähnliches, ich wollte auf jeden Fall schreiben. Aus verschiedenen Gründen hab ich mich dann entschieden, in Tübingen - einer wunderbaren Stadt - Germanistik, Geschichte und Archäologie auf Magister zu studieren. Eine wunderbare Fächerkombination, doch auch eine brotlose Kunst, möchte man meinen. Ich kann meinen Eltern gar nicht genug dankbar dafür sein, dass sie mich immer in meinem Entschluss bestärkt haben. Meine Mama sagte immer schon: "Wenn man etwas nur genug WILL und es mit genug Leidenschaft macht, dann wird das auch was."

Während meines Studiums hab ich dann auch mal ein Praktikum bei einer Tageszeitung gemacht, und da dachte ich dann so - ääääh, nein. Diese Art des Journalismus hat mich dann doch weit weniger beflügelt, als ich gedacht hab. Ein weiteres Praktikum hat mir dann allerdings gezeigt, WAS mich beflügelt: Ich hab in einem Kinder- und Jugendbuchverlag gearbeitet. JACKPOT! Ja, das wollte ich machen.

Und das Glück blieb mir hold: Direkt im Anschluss an meinen Abschluss konnte ich als Volontärin in einem tollen Verlag ganz in der Nähe meiner Heimat anfangen zu arbeiten. Nach dem Volontariat kam die Assistenz und dann auch sehr schnell die Stelle als Lektorin. Perfekt! Zwei Mal hab ich Elternzeit genommen, insgesamt aber nicht mal 1,5 Jahre, und ich habe insgesamt neun Jahre in diesem Verlag gearbeitet. Doch dann hat die Rezession auch meinen Arbeitgeber ereilt, und ich wurde "eingespart". Glücklicherweise konnte ich aber direkt im Lektorat eines anderen Kinder- und Jugendbuchverlags direkt wieder anfangen, also mit einem blauen Auge davongekommen.

Doch nichts ist so stetig wie der Wandel, nicht war? Gerade mal elf Monate nach meinem Wechsel fusionierten mein alter und mein neuer Arbeitgeber, und da sie der Meinung waren, dass man da ja praktischerweise weniger Leute braucht, wurden konsequent alle Teilzeitkräfte entlassen. Ich also auch. Und so war ich dann tatsächlich eine Weile arbeitslos, denn so dicht sind die Verlage in meiner Richtung dann auch nicht gesät, und vor allem wollte ich eben nicht mehr 40 Stunden die Woche arbeiten.

Im Endeffekt kam es dann dazu, dass ich mich selbständig gemacht habe. Das hat auch gut funktioniert, da ich einige fixe Auftraggeber hatte. Aber ehrlich - ich glaub, ich bin nicht für die Selbständigkeit gemacht. Die Arbeit hat Spaß gemacht, aber all das Drumherum, das Selbst und Ständig, und all der Papierkram ... Dazu kam, dass es absehbar war, dass einige größere Aufträge wegbrechen würden ... Ich hatte das Gefühl, ich muss was verändern.

Während meiner Arbeitslosigkeit hab ich so ab und an gedacht, wie doof ich doch war, meine Fächer nicht auf Lehramt zu studieren. Schließlich MUSS man mit einem Staatsexamen ja nicht in den Schuldienst gehen, aber man KÖNNTE. Dass ich mir diese Möglichkeit damals verbaut hab, hat mich gewurmt. Denn zum einen gebe ich eigentlich für mein Leben gerne Wissen weiter (deswegen schreib ich z.B. auch so gerne die Know-How-Artikel im Sewunity-Nähkästchen) und hab auch während meines Studiums immer als Nachhilfelehrerin gearbeitet, zum anderen ist der Lehrerberuf einfach ein sehr familienfreundliches Arbeitsmodell. Tja, hätte, hätte, Fahrradkette, nech?

Oder aber doch!

Am Ende der Sommerferien war in unserer Tageszeitung eine Stellenanzeige - eine private berufliche Schule in der Nachbarstadt sucht dringend Lehrkräfte. Explizit auch mit Magister!! Das war wohl meine Chance (und der Grund für meinen letzten RUMS ;) ). Ich hab mich beworben - und hab wieder mal Glück gehabt: Wenn alles normal läuft, dann beginne ich im Laufe des nächsten Monats damit, Schüler in Geschichte zu unterrichten! Kein großes Deputat, aber ich denke, für den Anfang wird das genug Arbeit sein *gg* Meine Selbständigkeit kann ich ein bisschen weiterführen, meine Arbeitswege werden deutlich weniger werden, und: Ich bin wieder fest angestellt. Mit einer ganz neuen Herausforderung, auf die ich mich riesig freue. Ich hoffe, ich kann meinen Schülern vermitteln, warum es so toll ist, sich mit Geschichte zu beschäftigen, was man aus der Vergangenheit für die Zukunft ziehen kann, und warum man sich nicht mit Jahreszahlen quälen muss, sondern die großen Zusammenhänge sich einem von ganz allein erschließen können.

Ich stecke also mitten in den Vorbereitungen auf einen ganz neuen Lebensabschnitt, darum auch die RUMS-Pause letzte Woche. Heute zeig ich euch aber wieder was: Ich brauch ja dann auch ne Arbeitstasche. Schulbücher, Unterrichtsmaterial, Schreibzeug - das trägt sich nicht in einer Handtasche. Und da ist mir was eingefallen: Bei meinen Eltern im Abstellkämmerle, da muss eigentlich noch mein alter Schulranzen liegen. Ich hab Mama gefragt, sie hat kurz gekramt - und da war er:
Mein alter Lederranzen, den ich 1988 für den Übertritt aufs Gymnasium bekommen habe. Ui, ist der mitgenommen! Da war wohl mal ein Füller undicht ... und das Leder war trocken, rissig und spröde.
Und so richtig gut bin ich mit der Tasche wohl nicht umgegangen. Ein AUFKLEBER auf dem Ranzen? Hm. Da muss man doch was machen können?

Wir behandeln das Lederzeug, das römer-hobbytechnisch so bei uns vorkommt, normalerweise gerne mit einem speziellen Lederfett, aber das Zeug müffelt etwas. Da will ich dann meine Bücher nicht so gern reinpacken ... Also hab ich das Internet befragt und mit verschiedenen Rezepten und Angaben eine Möglichkeit gefunden, ein deutlich besser duftendes Mittel selbst herzustellen. Und darum ist mein RUMS heute eine selbst gemachte Leder-Pflegecreme für meine neue alte Schultasche!
Man braucht 200 ml Pflanzenöl (hier Sonnenblume) und 50 g Bienenwachs aus der Apotheke. Unsere Apotheke hatte nur noch gebleichtes Wachs da, darum ist das so weiß. Es duftet aber trotzdem super nach Bienenwachs!
Das Öl wird in einem kleinen Topf erwärmt und das Wachs dann darin geschmolzen. Dann dauert es ein, zwei Stunden, bis die Lösung abgekühlt ist. Durch das Wachs wird die Masse fest, etwas weicher als eine Kerze, aber viel fester als eine Creme.
Duftet immer noch super!
Mit einem weichen Lappen (ich hab einen alten Socken genommen, die heb ich immer zum Schuheputzen auf) die Masse aufnehmen und dann sorgfältig in das Leder einmassieren.
Hier sieht man, wie das Leder die Feuchtigkeit und das Fett aufnimmt. Oberflächliche Kratzer verschwinden und das Leder wird wieder geschmeidig.
VIEL besser! Der Tintenfleck ist natürlich noch da, und auch vom Kleber konnte ich die Spuren nicht vollständig entfernen, aber der Gesamteindruck ist viel besser. Nicht mehr spröde, sondern weich und stabil, gleichmäßig golden, und RIECHT gut *gg*
Das alte Grungetuch hab ich auch abgeschnitten und mir dafür einen neuen Taschenbaumler gemacht:
Die Crochet-Mini-Blume von Regenbogenbuntes passt hier einfach perfekt. In Rot- und Gelbtönen auf honigbraunes Leder gestickt, ausgeschnitten und an einem Karabiner befestigt, fertig.

Ich hoffe, der Ranzen begleitet mich durch die neue Schulzeit so zuverlässig wie durch die alte. Ich hoffe, die kleine Blume bringt mir eine bunte, fröhliche Zeit. Und ich freu mich so RICHTIG auf den neuen Start!

Mein renovierter Ranzen mit dem neuen Baumler darf also heute zu RUMS, und ich hoffe, so schnell kommt keine Pause mehr ;)

6 Kommentare:

emilea-berlin hat gesagt…

Wow! Ich freu mich für Dich und wünsche Dir ganz viel Erfolg, liebe Luci!

GLG aus Berlin
Manu

Claudia hat gesagt…

Das klingt doch nach einer tollen neuen Aufgabe!
Wenn dich der Tintenfleck stören sollte, könnte ich mir vorstellen, dass du diese aufgesetzte Tasche prima mit schwarzer Lederfarbe komplett färben könntest. Liebe Grüße, Claudia

Unknown hat gesagt…

Herzlich willkommen im Kreis der Lehrerinnen und ganz viel Freude mit den SchülerInnen, viele tolle Erlebnisse und Nerven wie Drahtseile wünsch ich dir. Mit dieser Schulfächer kann eigentlich nix schiefgehen😁.

Sandra Die Nischenkönigin hat gesagt…

Carolin, ich freue mich riesig für dich...und soll ich dir mal was sagen, ich bin sogar ein wenig neidisch...seit einem Jahr gebe ich ja an einer Oberschule für Flüchtlinge aus der 5.-9.Klasse Deutschunterricht und es macht mir riesig Spass...eigentlich wäre das genau der richtige Job für mich, nur ich denke, dass es leider bei mir zu spät ist, umzusatteln. Du weißt ja, die 11 Jahre mehr, die ich auf dem Buckel habe;-) ...un deine Eltern haben haben dich genau richtig unterstützt, ich sehe das genauso so...wir stehen momentan vor einer ähnlichen Situation bei unserem Sohn, der nächstes Jahr Abi macht...sein Traumberuf ist Historiker und er möchte gerne als Wissenschaftler arbeiten...wir bestätigen ihn in der Entscheidung, wenn das sein innigster Wunsch ist, aber es ist schon erstaunlich wieviele Menschen in unserer Umgebung erstaunt reagieren, dass wir unseren Sohn nicht diese "brotlose" Kunst ausreden und ihn nicht überreden. sich bei lukrativen Firmen zu bewerben, um u.a. ein duales Studium zu machen, damit er finanziell abgesichert ist...naja, ich denke, wer zufrieden ist im Leben, schaut nicht unbedingt auf seinen Gehaltsauszug, sondern hat auch noch andere Werte, die ihm wichtig sind...tja...und so ganz insgeheim liebäugelt unser Sohn auch mit einem Lehramtsstudium, weil sich das sehr gut mit seinem Ursprungswunsch Historiker kombinieren lässt..mal schauen, was nächstes Jahr passiert...
Ach...und meine alte Ledertasche schlummert hier auch noch. Ich glaube, die könnte ich auch mal wieder pflegen...
Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit in deinem "neuen" Beruf...
Liebe Grüße
Sandra

Doro hat gesagt…

Wow, bei deiner Schilderung ist mir ja ganz blümerant geworden- wie auf der Achterbahn.
Ich gratuliere herzlich zum neuen Job und bin sicher dass du das gut meisterst!
Und das du deinen alten Ranzen trotz Tintenflecks reaktivierst, finde ich ganz besonders liebenswert.
Alles Gute wünsche ich dir!

Alice Gabathuler hat gesagt…

Das ist ja klasse! Ich wünsche dir viel Freude und alles Gute in der Schule. Und ja (das bezieht sich auf den neusten Eintrag), du siehst richtig edel und schniek aus. Passt :-)