vergissdeinnicht

Vor Kurzem hab ich mich bei Blogg Dein Buch um ein Rezensionsexemplar beworben und bin ausgewählt worden. Was hab ich mich gefreut!

Nur wenige Zeit später war das Buch auch schon in meinem Briefkasten ...

„vergissdeinnicht“ von Cat Clarke
erschienen 2012 bei Bastei Lübbe
288 Seiten.
erhältlich hier und überall im Buchhandel!

Zum Inhalt:
Grace wurde entführt. Eigentlich wollte sie sich umbringen, doch dann traf sie auf Ethan. Wie er sie in diesen Raum gebracht hat, weiß sie nicht, doch sie sitzt hier fest, in einem schneeweißen Raum, der steril, aber komfortabel eingerichtet ist, und in dem vor allem ein Schreibtisch steht. Und auf diesem Schreibtisch liegt Papier. VIEL Papier. Grace weiß, dass Ethan will, dass sie schreibt. Also schreibt sie und versucht zu rekonstruieren, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Sie erinnert sich an ihre Freundschaft zu Sal, die ihr einmal alles bedeutet hat. Und an ihre Beziehung zu Nat, den sie für ihre große Liebe gehalten hat. An ihre Mutter, mit der sie seit dem Tod des Vaters nichts mehr verbindet. An all die kleinen Puzzlestückchen, die zu ihrer Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, geführt haben. Und zu der großen Frage, WARUM Ethan das alles von ihr wissen will …

Meine Meinung:
Sehr viel mehr über den Inhalt will ich gar nicht verraten, weil der Reiz dieses Buches vor allem darin liegt, dass sich das gesamte Bild langsam, wie ein Mosaik, vor den Augen des Lesers enthüllt. Mit jeder Notiz, jeder Erinnerung von Grace gewinnt man mehr Einsichten in die Geschichte, die dahintersteht. Langsam, fast quälend setzt die Erkenntnis ein, was hier eigentlich passiert ist. Und bis zum Schluss fragt man sich genauso wie die Protagonistin, warum Ethan all das wissen will. Immer wieder dachte ich, jetzt hab ich durchschaut, worauf das Ganze hinausläuft. Und doch – im Endeffekt war ich überrascht. Unglaublich geschickt wirft Cat Clarke ihre Fäden aus, legt falsche Fährten, die dann doch wieder richtig sind, entführt uns tief in Graces Gefühlswelt und Psyche, enthüllt, um dann wieder zu verbergen …
Mir gefällt, neben dieser handwerklich hervorragenden und zwar nicht neuen, aber dennoch faszinierenden Erzählweise, vor allem die Art, wie Clarke ihre Charaktere „strickt“. Einerseits sind das fast schon Stereotypen, doch zugleich sind sie so greifbar, dass man wirklich mitleiden kann. Und es wird viel gelitten in diesem Buch! Gleichzeitg ist man als Leser so begierig darauf zu erfahren, was passiert ist und auch, ob es Grace gelingen wird, sich aus der Gefangenschaft zu befreien (natürlich auch, WARUM Ethan sie überhaupt entführt hat), dass man trotz der Tatsache, dass das Lesen manchmal wehtut (z.B. wenn Grace sich ritzt, um das Leben überhaupt noch zu spüren), manchmal auf den Magen schlägt (wenn Grace und Sal sich beim Ausgehen so dermaßen die Kante geben, dass sie nur noch durch die Gegend kotzen), einfach nicht anders kann, als weiterzulesen. „Fesselnd“ werden viele Bücher genannt, „vergissdeinnicht“ verdient diese Bezeichnug definitiv. Unbedingte Leseempfehlung für jeden Fan von psychologisch dichtester Spannung, der gerne so genannte All-Age-Titel liest, denn das ist „vergissdeinnicht“. Ich hab mich beim Lesen so ein bisschen gewundert, warum das Buch nicht in einem Jugendbuchverlag erschienen ist, da hätte ich es eher erwartet. Aber das ist heutzutage alles nicht mehr so klar getrennt ;-).
Noch ein Wort zur Aufmachung: Das Cover find ich ganz großartig. Weiße Bücher „hat man“ ja gerade, aber die Idee mit der kaum hervorgehobenen Schrift auf Weiß, bei der einzelne Buchstaben den Buchtitel bilden, ist wirklich große Klasse und nimmt das zentrale Motiv des Buches, nämlich die Geschichte, die sich beim Füllen der weißen Seiten zusammensetzt, in kongenialer Weise auf. Natürlich versteht man das erst, wenn man das Buch gelesen hat, aber bis dahin macht es neugierig genug, um dem Buch die ihm zustehende Aufmerksamkeit zu verschaffen ;-) Großes Kompliment an den Verlag und von Herzen gern vergebene fünf Garnröllchen von mir!