Dieses Mal war ich mit dem Monatsthema der Lesenden Minderheit so früh dran ... und dann hab ich ganz das Erzählen vergessen. Darum nun mal wieder auf den letzten Drücker, mein Buch zum Thema im Oktober/November:
Lies ein Buch, in dessen Titel eine Pflanze vorkommt!
Ich hab wie immer erst mal mein RUB durchforstet, was da noch so ungelesen steht. Und siehe da, da war noch ein echter kleiner Klassiker, der schon lange auf mich gewartet hat:
"Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" von Eric-Emmanuel Schmitt, erschienen im Fischer Verlag, 7,00 Euro.
Kurz zum Inhalt:
Moses lebt in Paris. Er ist elf, seine Mutter hat die Familie verlassen, sein Vater ist unglaublich distanziert, vergleicht Moses immer mit seinem verschwundenen Bruder und stellt unglaublich hohe Ansprüche an den Jungen, der den kompletten Haushalt schmeißt. Mit wenig Geld muss Moses auskommen, und so kommt er irgendwann drauf, dass er auch Lebensmittel klauen könnte. Und mit dem gesparten Geld finanziert er sich gelegentliche Besuche bei den Huren der Straße.
Am häufigsten kauft er bei Monsieur Ibrahim, den alle nur "den Araber" nennen. Er denkt, dass Monsieur Ibrahim ja sowieso nichts mitkriegt - doch der kriegt mehr mit, als alle denken.
Er nimmt sich Moses', den er "Momo" nimmt, an. Auf der einen Seite behandelt er ihn wie einen Erwachsenen, gibt ihm Tipps, wie er noch mehr Geld auf die Seite bringen kann, und überträgt ihm Verantwortung, auf der anderen Seite gibt er Momo das, was er nie hatte: Wärme, Rückhalt, eine Familie.
Eines Tages verschwindet Momos Vater, wenig später steht die Polizei vor der Tür: Er hat sich das Leben genommen, weil er seine Arbeitsstelle verloren hat. Momos Mutter taucht auf, doch er behauptet, er sei Mohammed, der Sohn von Monsieur Ibrahim. Und tatsächlich kann der ihn wenig später adoptieren.
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in Ibrahims Heimat. Dort stirbt Ibrahim nach einem Autounfall, doch Momo nimmt unglaublich viel mit zurück: Er ist jetzt wirklich erwachsen. Er übernimmt den Laden von Monsieur Ibrahim, gründet eine Familie und ist endlich glücklich.
Ach Mensch, was für ein schönes Buch!! Viel zu kurz ist diese zu Herzen gehende Geschichte von der Freundschaft und der Liebe und vom Erwachsenwerden. Monsieur Ibrahim ist ein großer Philosoph, der zwar viele Fragen mit "Das hab ich aus meinem Koran gelernt" beantwortet, doch alles andere als ein religiöser Prediger ist. Weisheit, ja, das findet man in diesem Buch. Wohl auch im Koran, den hab ich nicht gelesen, aber so, wie Monsieur Ibrahim in interpretiert, kann man das wohl so sehen.
Und Momo ist ein Junge, der einem superschnell sympathisch ist. Ich hatte zwar anfangs ein bisschen Probleme mit der Altersangabe, aber das war dann schnell vergessen. Ich hab mir Momo als Jugendlichen vorgestellt, der aber noch viele kindliche Züge hat, weil er einfach nie wirklich Kind sein durfte. Erst Monsieut Ibrahim gibt ihm die Gelegenheit, seine kindliche Seite auszuleben - und damit, endlich erwachsen zu werden.
Ich hab das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Die Sprache ist wundervoll und wie gesagt, man kommt sehr ins Nachdenken. Eigentlich genau das richtige für die Vorweihnachtszeit! Und darum von ganzem Herzen fünf Garnröllchen für diese ganz besondere Büchlein:
Und jetzt bin ich gespannt auf das nächste Monatsthema!
Alle anderen Bücher mit Pflanzen im Titel findet ihr hier!
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Freitag, 30. November 2012
Ach herrje, das hätte ich ja fast vergessen!
abgelegt unter:
5 Garnrollen,
lesende Minderheit,
Rezension
Sonntag, 30. September 2012
Eiiiiiiineeeeeee Insel mit zwei Bergen liegt im tiefen blauen Meer ...
Die Lesende Minderheit hat mal wieder ein schönes Monatsmotto rausgegeben: "Lies ein Buch aus deiner Kindheit!"
Wie gut, dass ich in letzter Zeit jede Menge Bücher aus meiner Kindheit lese. Meine große Tochter ist mittlerweile in dem Alter, dass sie es genießt, abends im Bett zu liegen und von mir noch ein bisschen vorgelesen zu kriegen, OHNE dass sie dabei Bilder schauen mag. Und so gehen wir nach und nach die Klassiker durch, immer mal wieder unterbrochen von einem "modernen" Vorlesebuch.
So stand ich also eher vor der Qual der Wahl, welches "meiner" Kinderbücher ich für die Lesende Minderheit hier im Blog besprchen soll. "Wir Kinder von Bullerbü"? "Die Kleine Hexe"? "Michel in der Suppenschüssel"? Oder doch lieber alle drei Bände vom "Räuber Hotzenplotz"?
Meine Wahl fiel schließlich auf MEIN erstes Buch - also das allererste Buch, das mir selbst gehört hat. Ich hab es mit vier Jahren oder so zu Ostern bekommen, meine Mama hat es uns damals dann auch vorgelesen - und ich wage zu behaupten, dass dieses Buch mich sehr stark beeinflusst hat. Ich hab es wieder gelesen, als ich selbst lesen konnte, und als Jugendliche auch noch mal. Und nun also als Erwachsene - und ich muss sagen, ich hab jedes Mal wieder diesen Zauber gespürt, wie beim allerersten Mal. Eintauchen in die Geschichte, die Farben sehen, die Düfte riechen, Kino im Kopf vom Allerfeinsten. Welches Buch das geschafft hat? Wer die Überschrift gelesen hat, weiß es schon längst:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende
Kurz zum Inhalt - falls jemand die Geschichte nicht kennen sollte ... Ich weiß ja (und bin jedes Mal wieder fasziniert), dass diejenigen, die im Osten aufgewachsen sind, völlig andere Kinderbuchklassiker lieben als wir Wessis ...:
Lukas der Lokomotivführer lebt auf Lummerland, jener winzig kleinen Insel mit zwei Bergen. Dort wohnt er gemeinsam mit Lokomotive Emma in der kleinen Bahnstation und ist der Nachbar von Frau Waas (die im Haus mit dem Kaufmannsladen lebt) und Herrn Ärmel (der im normalen Haus wohnt). Über die Insel regiert König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte von seinem Schloss zwischen den beiden Berggipfeln auf.
Eines Tages bringt das Postschiff ein Paket, das an eine gewisse Frau Malzan oder so ähnlich in XUMMRLANT adressiert ist. Nach eingehender Suche und Beratung beschließt der König, dass Frau Waas das Paket öffnen darf. Und darin liegt - ein kleines schwarzes Baby! Frau Waas adoptiert den Jungen, den alle Jim nennen, und zieht ihn groß. Weil er sich immer die Hose an dersselbe Stelle aufreißt, näht sie ihm einen Knopf an die Hose, so kann er das Loch einfach aufknöpfen, statt es zu reißen, und sie knöpft es wieder zu, statt es zu flicken.
Jedenfalls wächst Jim Knopf glücklich heran; doch das wird zu einem politischen Problem, da der König Angst hat, dass es auf Lummerland zu eng wird. Er fordert Lukas auf, Emma abzuschaffen, damit statt der Gleise Platz für Jims Haus entsteht. Lukas entschließt sich schweren Herzens, gemeinsam mit Emma zu gehen, denn was wäre ein Lokomotivführer ohne Lokomotive? Zufällig hört Jim seinen Plan mit an und weiß sofort: Er geht mit. Er kann seinen besten Freund doch nicht im Stich lassen!
Nachts brechen sie auf der kalfaterten (was für ein WORT!!!) Lokomotive als Schiff auf ins Ungewisse. Schließlich landen sie in Mandala*), und erfahren dort, dass des Kaisers Tochter, Prinzessin Li Si, in der Drachenstadt Kummerland von einer gewissen Frau Mahlzahn gefangen gehalten wird. Sofort ist Lukas klar: DAS ist die Adresse, zu der Jims Paket eigentlich hätte gehen sollen! Und so beschließen die Freunde, die Prinzessin zu befreien und das Geheimnis um Jims Herkunft zu lösen.
Nach zahlreichen Abenteuern, bei denen sie so tolle neue Freunde wie den Scheinriesen Herrn TurTur oder den Halbdrachen Nepomuk kennenlernen, gelangen sie schließlich in die Drachenstadt und in die Schule von Frau Mahlzahn, einem besonders scheußlichen Drachen. Das fiese Wesen hat Kinder aus aller Herren Länder entführen lassen (von den schrecklichen Piraten "Die Wilde 13") und quält sie nun in einer Schule wie aus dem Alptraum eines Vor-68er-Pädagogen ...
Mit List und Schläue gelingt es Jim, Lukas und Emma, den Drachen zu überwinden und die Kinder zu befreien. Sie fesseln den Drachen an die Lokomotive und gelangen über den unterirdischen Gelben Fluss schnell zurück nach Mandala.
Der Kaiser ist überglücklich, seine kleine Tochter wiederzuhaben. Jim ist schrecklich verliebt in Li Si (wie praktisch, da der Kaiser ihrem Retter ihre Hand versprochen hatte ;o)), alle sind glücklich - ja, wirklich alle, sogar Frau Mahlzahn. Denn sie verrät Jim das große Geheimnis der Drachen: Alle Drachen sind nur deswegen so schrecklich gemein und böse, damit jemand kommt und sie überwindet. Leider werden die meisten Drachen dabei getötet. Wenn sie nämlich NICHT getötet werden, dann verwandeln sich die überwundenen Drachen in Goldene Drachen der Weisheit, die alle Rätsel und Geheimnisse der Welt kennen. Leider muss Frau Mahlzahn aber erst einmal ein ganzes Jahr schlafen, bis die Verwandlung abgeschlossen ist, und sie kann Jim das Geheimnis seiner Herkunft nicht mehr verraten. Doch einen Tipp hat sie noch: Wenn die Reisenden zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Punkt im Meer sein werden, finden sie eine kleine schwimmende Insel. Diese können sie an Lummerland verankern und so das Platzproblem lösen.
Gesagt, getan. Und Jim und Lukas wissen genau, dass sie in einem Jahr wieder aufbrechen werden, um mithilfe des Goldenen Drachen der Weisheit endlich das Geheimnis um Jims Herkunft zu lösen ...
Was hab ich das Vorlesen genossen!! Als Kind hatte ich in erster Linie die Geschichte geliebt, habe ehrfürchtig vor dem rot und weiß gestreiften Gebirge gestanden (als ich dann mal auf Island war, konnte ich mich gar nicht sattsehen, als ich dort WIRKLICH gestreifte Berge gesehen hab!), in der Wüste "Das Ende der Welt" die Fata Morgana gesehen, mit den Freunden gezittert, als ihnen in der tiefsten Dunkelheit vor dem "Mund des Todes" die Kohlen ausgehen, und gejubelt, als Jim den bösen Drachen besiegt.
Aber jetzt, als Erwachsene mit sagen wir mal einem beträchtlichen Schatz an Leseerfahrung, ist mir erst mal richtig aufgegangen, was für ein Wortkünstler Michael Ende war. Wie die Worte von der Zunge perlen! Wie er die kleinen Leser und Zuhörer herausfordert, ohne sie zu überfordern! Lange Sätze, komplizierte Wörter (ich hab ja schon kalfatern zitiert ;o)), und das alles, ohne dass meine Noch-nicht-ganz-Fünfjährige ein einziges Mal nachgefragt hat, was das bedeutet! Und dazu diese überbordende Phantasie, die all die magischen Momente und Beschreibungen als völlig natürlich und einfach nur schön darstellt.
Zu seiner Zeit wurde Michael Ende ja gerne Eskapismus vorgeworfen - Jim Knopf hat mittlerweile schon über 50 Jahre auf dem Buckel. Aber es ist keine FLUCHT in die Phantasiewelt. Es ist einfach eine traumhafte Reise, ein großes Abenteuer, dass die Kleinen gemütlich zu Hause auf dem Sofa, im Bett, in Mamas oder Papas Armen erleben können. Er schult die Augen und Ohren der Kinder für unglaubliche Dinge, für das Besondere im Alltäglichen. In "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" steckt auch ganz schön viel Bildung und Wissen drin, ob das nun die Gesetze der Optik oder die Technik der Dampflokomotive sind ;o)
Dazu kommt, dass die Kapitel wirklich perfekt zum abendlichen Vorlesen geeignet sind von der Länge her. Etwa 10 bis 15 Minuten lang haben wir an einem Kapitel gelesen.
Was für mich auch noch ein schöner Nebeneffekt war: Ich selbst hatte als Kind die Ausgabe, die von Reinhard Michl illustriert war.
Leider find ich im Netz kein gescheites Bild der Ausgabe. Ich werd mal ein Foto "meiner" Ausgabe machen und es nachreichen (das Buch "wohnt" noch bei meinen Eltern ;o)).
Jedenfalls, für meine Kinder hab ich nun eine neue "alte" Ausgabe mit den Originalbildern von F.J. Tripp. Und so ist das Lesen für mich auch optisch eine Neuentdeckung, weil ich diese Bilder so nicht bzw. kaum kannte ... Ich mag die Michl-Bilder lieber, aber das liegt bestimmt schlicht daran, dass ich daran mehr gewöhnt bin!
Und in diesem Zug noch ein Wort zu Mandala *):
Ich kann mir vorstellen, dass hier so mancher, der das Buch als Kind gelesen hat oder "nur" die Version der Augsburger Puppenkiste kennt, die Stirn runzelt und denkt: "Mandala?? Was soll DAS denn?? Jim Knopf und Lukas gehen doch nach China!"
Haben sie auch gemacht - bis 1981. Damals kam eben diese Neuausgabe mit den Michl-Illus auf den Markt. Und diese Neuausgabe hat Michael Ende dazu genutzt, aus China Mandala zu machen. Die politische Situation in China hat ihn dazu bewogen, auch diese Land zu einem vollkommen phantastichen Platz zu machen, denn, wie er selbst sagte, das reale China hatte mit SEINEM China absolut nichts mehr gemeinsam. Recht hat er gehabt <3.
Danke für diese schöne Zeitreise, Bine und Caro! Wenn es nach mir ginge, würde ich noch die nächsten acht Monate über die Helden meiner Kindheit schreiben - Stoff genug hab ich ja nun gelesen ;o).
Aber nein, ich freu mich lieber auf das nächste Lesethema. Mal sehen, was da morgen für eine Idee kommt!
Ach so, noch schnell die bibliographischen Angaben:
Michael Ende:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
ISBN 978 3 522 17650 7
14,90 Euro
erschienen im Thienemann Verlag
und zum Beispiel hier erhältlich!
Und weil ich eben in der Vorschau doch etwas erschrocken über den Riesenpost war, schnell noch eine Runde Kekse für alle, die durchgehalten haben!
Wie gut, dass ich in letzter Zeit jede Menge Bücher aus meiner Kindheit lese. Meine große Tochter ist mittlerweile in dem Alter, dass sie es genießt, abends im Bett zu liegen und von mir noch ein bisschen vorgelesen zu kriegen, OHNE dass sie dabei Bilder schauen mag. Und so gehen wir nach und nach die Klassiker durch, immer mal wieder unterbrochen von einem "modernen" Vorlesebuch.
So stand ich also eher vor der Qual der Wahl, welches "meiner" Kinderbücher ich für die Lesende Minderheit hier im Blog besprchen soll. "Wir Kinder von Bullerbü"? "Die Kleine Hexe"? "Michel in der Suppenschüssel"? Oder doch lieber alle drei Bände vom "Räuber Hotzenplotz"?
Meine Wahl fiel schließlich auf MEIN erstes Buch - also das allererste Buch, das mir selbst gehört hat. Ich hab es mit vier Jahren oder so zu Ostern bekommen, meine Mama hat es uns damals dann auch vorgelesen - und ich wage zu behaupten, dass dieses Buch mich sehr stark beeinflusst hat. Ich hab es wieder gelesen, als ich selbst lesen konnte, und als Jugendliche auch noch mal. Und nun also als Erwachsene - und ich muss sagen, ich hab jedes Mal wieder diesen Zauber gespürt, wie beim allerersten Mal. Eintauchen in die Geschichte, die Farben sehen, die Düfte riechen, Kino im Kopf vom Allerfeinsten. Welches Buch das geschafft hat? Wer die Überschrift gelesen hat, weiß es schon längst:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende
Kurz zum Inhalt - falls jemand die Geschichte nicht kennen sollte ... Ich weiß ja (und bin jedes Mal wieder fasziniert), dass diejenigen, die im Osten aufgewachsen sind, völlig andere Kinderbuchklassiker lieben als wir Wessis ...:
Lukas der Lokomotivführer lebt auf Lummerland, jener winzig kleinen Insel mit zwei Bergen. Dort wohnt er gemeinsam mit Lokomotive Emma in der kleinen Bahnstation und ist der Nachbar von Frau Waas (die im Haus mit dem Kaufmannsladen lebt) und Herrn Ärmel (der im normalen Haus wohnt). Über die Insel regiert König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte von seinem Schloss zwischen den beiden Berggipfeln auf.
Eines Tages bringt das Postschiff ein Paket, das an eine gewisse Frau Malzan oder so ähnlich in XUMMRLANT adressiert ist. Nach eingehender Suche und Beratung beschließt der König, dass Frau Waas das Paket öffnen darf. Und darin liegt - ein kleines schwarzes Baby! Frau Waas adoptiert den Jungen, den alle Jim nennen, und zieht ihn groß. Weil er sich immer die Hose an dersselbe Stelle aufreißt, näht sie ihm einen Knopf an die Hose, so kann er das Loch einfach aufknöpfen, statt es zu reißen, und sie knöpft es wieder zu, statt es zu flicken.
Jedenfalls wächst Jim Knopf glücklich heran; doch das wird zu einem politischen Problem, da der König Angst hat, dass es auf Lummerland zu eng wird. Er fordert Lukas auf, Emma abzuschaffen, damit statt der Gleise Platz für Jims Haus entsteht. Lukas entschließt sich schweren Herzens, gemeinsam mit Emma zu gehen, denn was wäre ein Lokomotivführer ohne Lokomotive? Zufällig hört Jim seinen Plan mit an und weiß sofort: Er geht mit. Er kann seinen besten Freund doch nicht im Stich lassen!
Nachts brechen sie auf der kalfaterten (was für ein WORT!!!) Lokomotive als Schiff auf ins Ungewisse. Schließlich landen sie in Mandala*), und erfahren dort, dass des Kaisers Tochter, Prinzessin Li Si, in der Drachenstadt Kummerland von einer gewissen Frau Mahlzahn gefangen gehalten wird. Sofort ist Lukas klar: DAS ist die Adresse, zu der Jims Paket eigentlich hätte gehen sollen! Und so beschließen die Freunde, die Prinzessin zu befreien und das Geheimnis um Jims Herkunft zu lösen.
Nach zahlreichen Abenteuern, bei denen sie so tolle neue Freunde wie den Scheinriesen Herrn TurTur oder den Halbdrachen Nepomuk kennenlernen, gelangen sie schließlich in die Drachenstadt und in die Schule von Frau Mahlzahn, einem besonders scheußlichen Drachen. Das fiese Wesen hat Kinder aus aller Herren Länder entführen lassen (von den schrecklichen Piraten "Die Wilde 13") und quält sie nun in einer Schule wie aus dem Alptraum eines Vor-68er-Pädagogen ...
Mit List und Schläue gelingt es Jim, Lukas und Emma, den Drachen zu überwinden und die Kinder zu befreien. Sie fesseln den Drachen an die Lokomotive und gelangen über den unterirdischen Gelben Fluss schnell zurück nach Mandala.
Der Kaiser ist überglücklich, seine kleine Tochter wiederzuhaben. Jim ist schrecklich verliebt in Li Si (wie praktisch, da der Kaiser ihrem Retter ihre Hand versprochen hatte ;o)), alle sind glücklich - ja, wirklich alle, sogar Frau Mahlzahn. Denn sie verrät Jim das große Geheimnis der Drachen: Alle Drachen sind nur deswegen so schrecklich gemein und böse, damit jemand kommt und sie überwindet. Leider werden die meisten Drachen dabei getötet. Wenn sie nämlich NICHT getötet werden, dann verwandeln sich die überwundenen Drachen in Goldene Drachen der Weisheit, die alle Rätsel und Geheimnisse der Welt kennen. Leider muss Frau Mahlzahn aber erst einmal ein ganzes Jahr schlafen, bis die Verwandlung abgeschlossen ist, und sie kann Jim das Geheimnis seiner Herkunft nicht mehr verraten. Doch einen Tipp hat sie noch: Wenn die Reisenden zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Punkt im Meer sein werden, finden sie eine kleine schwimmende Insel. Diese können sie an Lummerland verankern und so das Platzproblem lösen.
Gesagt, getan. Und Jim und Lukas wissen genau, dass sie in einem Jahr wieder aufbrechen werden, um mithilfe des Goldenen Drachen der Weisheit endlich das Geheimnis um Jims Herkunft zu lösen ...
Was hab ich das Vorlesen genossen!! Als Kind hatte ich in erster Linie die Geschichte geliebt, habe ehrfürchtig vor dem rot und weiß gestreiften Gebirge gestanden (als ich dann mal auf Island war, konnte ich mich gar nicht sattsehen, als ich dort WIRKLICH gestreifte Berge gesehen hab!), in der Wüste "Das Ende der Welt" die Fata Morgana gesehen, mit den Freunden gezittert, als ihnen in der tiefsten Dunkelheit vor dem "Mund des Todes" die Kohlen ausgehen, und gejubelt, als Jim den bösen Drachen besiegt.
Aber jetzt, als Erwachsene mit sagen wir mal einem beträchtlichen Schatz an Leseerfahrung, ist mir erst mal richtig aufgegangen, was für ein Wortkünstler Michael Ende war. Wie die Worte von der Zunge perlen! Wie er die kleinen Leser und Zuhörer herausfordert, ohne sie zu überfordern! Lange Sätze, komplizierte Wörter (ich hab ja schon kalfatern zitiert ;o)), und das alles, ohne dass meine Noch-nicht-ganz-Fünfjährige ein einziges Mal nachgefragt hat, was das bedeutet! Und dazu diese überbordende Phantasie, die all die magischen Momente und Beschreibungen als völlig natürlich und einfach nur schön darstellt.
Zu seiner Zeit wurde Michael Ende ja gerne Eskapismus vorgeworfen - Jim Knopf hat mittlerweile schon über 50 Jahre auf dem Buckel. Aber es ist keine FLUCHT in die Phantasiewelt. Es ist einfach eine traumhafte Reise, ein großes Abenteuer, dass die Kleinen gemütlich zu Hause auf dem Sofa, im Bett, in Mamas oder Papas Armen erleben können. Er schult die Augen und Ohren der Kinder für unglaubliche Dinge, für das Besondere im Alltäglichen. In "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" steckt auch ganz schön viel Bildung und Wissen drin, ob das nun die Gesetze der Optik oder die Technik der Dampflokomotive sind ;o)
Dazu kommt, dass die Kapitel wirklich perfekt zum abendlichen Vorlesen geeignet sind von der Länge her. Etwa 10 bis 15 Minuten lang haben wir an einem Kapitel gelesen.
Was für mich auch noch ein schöner Nebeneffekt war: Ich selbst hatte als Kind die Ausgabe, die von Reinhard Michl illustriert war.
Leider find ich im Netz kein gescheites Bild der Ausgabe. Ich werd mal ein Foto "meiner" Ausgabe machen und es nachreichen (das Buch "wohnt" noch bei meinen Eltern ;o)).
Jedenfalls, für meine Kinder hab ich nun eine neue "alte" Ausgabe mit den Originalbildern von F.J. Tripp. Und so ist das Lesen für mich auch optisch eine Neuentdeckung, weil ich diese Bilder so nicht bzw. kaum kannte ... Ich mag die Michl-Bilder lieber, aber das liegt bestimmt schlicht daran, dass ich daran mehr gewöhnt bin!
Und in diesem Zug noch ein Wort zu Mandala *):
Ich kann mir vorstellen, dass hier so mancher, der das Buch als Kind gelesen hat oder "nur" die Version der Augsburger Puppenkiste kennt, die Stirn runzelt und denkt: "Mandala?? Was soll DAS denn?? Jim Knopf und Lukas gehen doch nach China!"
Haben sie auch gemacht - bis 1981. Damals kam eben diese Neuausgabe mit den Michl-Illus auf den Markt. Und diese Neuausgabe hat Michael Ende dazu genutzt, aus China Mandala zu machen. Die politische Situation in China hat ihn dazu bewogen, auch diese Land zu einem vollkommen phantastichen Platz zu machen, denn, wie er selbst sagte, das reale China hatte mit SEINEM China absolut nichts mehr gemeinsam. Recht hat er gehabt <3.
Danke für diese schöne Zeitreise, Bine und Caro! Wenn es nach mir ginge, würde ich noch die nächsten acht Monate über die Helden meiner Kindheit schreiben - Stoff genug hab ich ja nun gelesen ;o).
Aber nein, ich freu mich lieber auf das nächste Lesethema. Mal sehen, was da morgen für eine Idee kommt!
Ach so, noch schnell die bibliographischen Angaben:
Michael Ende:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
ISBN 978 3 522 17650 7
14,90 Euro
erschienen im Thienemann Verlag
und zum Beispiel hier erhältlich!
Und weil ich eben in der Vorschau doch etwas erschrocken über den Riesenpost war, schnell noch eine Runde Kekse für alle, die durchgehalten haben!
Mittwoch, 20. Juni 2012
MeMadeMittwoch - Sommer(alb)träume
Meinem Sommer-MeMadeMittwoch hat hier das Wetter leider einen Strich durch die Rechnung gemacht - Regen, Regen, nichts als Regen. Erst gegen 17 Uhr kam die Sonne raus!
Und dabei hätte mein Plan heute so schön in das Tagesmotto von Cats letztem MeMadeMittwoch vor der Sommerpause gepasst:
Das ist das Seidentop Modell Nr. 15 aus der "Meine Nähmode plus" 001. Hier eben NICHT aus Seide, sondern aus einem schönen fließenden Stoff, den ich nicht so richtig definieren kann. Flutschig, aber mit Struktur gewebt, hauchdünn, aber nicht leicht, glänzig, edel, irgendwie schön. Hab ich geschenkt gekriegt ;-)
Am Schnitt hab ich ein paar Änderungen gemacht, ich hab nämlich NICHT mit Belegen gearbeitet, die hätten sich durch das Material hindurch so stark abgezeichnet und komplett doppeln wollte ich dann auch nicht. Darum mit Schrägband eingefasst, und weilich zu faul war, passendes selbst zu machen es kein passendes gab, hab ich dunkles Violett genommen, das passt gut zum Stoff und zu mir ;).
Einiges Kopfzerbrechen haben mir die Abnäher gemacht. Auf dem Foto der Zeitschrift hat das Top EINDEUTIG keine Abnäher. Auch in der Technischen Zeichnung sind keine drin, in der Anleitung wird nix erwähnt. Im Schnittmuster ist aber ein Abnäher drin, der von der Seitennaht zur Brust läuft.
Was also tun??? Deminneren Schweinehund Bauchgefühl folgen und den Abnäher einfach weglassen? Oder dem Ratschlag anderer Näherinnen folgen und es auf jeden Fall MIT Abnäher versuchen???
Ich hab mich entschlossen zu heften und einfach auszuprobieren.
Das Nähen war leider ein ziemlicher Albtraum, der Stoff ist mir ständig weggeflutscht, das Schrägband ist 10 cm vor Ende der letzten Naht ausgegangen, der Saum ist eine Katastrophe, der Stoff hat Fäden gezogen, wo sich die Stecknadeln beim Nähen verfangen haben ... Am Ende war ich so nassgeschwitzt, dass das Top genau die richtige Kleidung gewesen wäre. Und dann merk ich beim Anprobieren, dass es am Bauch zu eng ist. :( Also, mit Baucheinziehen geht es, aber das war ja nicht der Sinn eines FLIESSENDEN Oberteils! Na gut. Gewicht befindet sich eh auf dem absteigenden Ast, da soll es noch ne Weile weiterlaufen. Und da der Sommer ja noch auf sich warten lässt, gibt es in der Sommerpause sicher mal einen Mittwoch, an dem das Top zum Einsatz kommt.
Trotz aller Schwierigkeiten find ich es nämlich echt in erster Linie schön. Besonders gefallen mir die Fältchen am Halsausschnitt:
Das ist so einfach und so effektvoll!!
Mal sehen, was ich mit dem Rest des Flutschstoffs mache.
Und sehen, was die anderen am Sommertraum-MMM machen, könnt ihr wie immer hier!
Und dabei hätte mein Plan heute so schön in das Tagesmotto von Cats letztem MeMadeMittwoch vor der Sommerpause gepasst:
Das ist das Seidentop Modell Nr. 15 aus der "Meine Nähmode plus" 001. Hier eben NICHT aus Seide, sondern aus einem schönen fließenden Stoff, den ich nicht so richtig definieren kann. Flutschig, aber mit Struktur gewebt, hauchdünn, aber nicht leicht, glänzig, edel, irgendwie schön. Hab ich geschenkt gekriegt ;-)
Am Schnitt hab ich ein paar Änderungen gemacht, ich hab nämlich NICHT mit Belegen gearbeitet, die hätten sich durch das Material hindurch so stark abgezeichnet und komplett doppeln wollte ich dann auch nicht. Darum mit Schrägband eingefasst, und weil
Einiges Kopfzerbrechen haben mir die Abnäher gemacht. Auf dem Foto der Zeitschrift hat das Top EINDEUTIG keine Abnäher. Auch in der Technischen Zeichnung sind keine drin, in der Anleitung wird nix erwähnt. Im Schnittmuster ist aber ein Abnäher drin, der von der Seitennaht zur Brust läuft.
Was also tun??? Dem
Ich hab mich entschlossen zu heften und einfach auszuprobieren.
Das Nähen war leider ein ziemlicher Albtraum, der Stoff ist mir ständig weggeflutscht, das Schrägband ist 10 cm vor Ende der letzten Naht ausgegangen, der Saum ist eine Katastrophe, der Stoff hat Fäden gezogen, wo sich die Stecknadeln beim Nähen verfangen haben ... Am Ende war ich so nassgeschwitzt, dass das Top genau die richtige Kleidung gewesen wäre. Und dann merk ich beim Anprobieren, dass es am Bauch zu eng ist. :( Also, mit Baucheinziehen geht es, aber das war ja nicht der Sinn eines FLIESSENDEN Oberteils! Na gut. Gewicht befindet sich eh auf dem absteigenden Ast, da soll es noch ne Weile weiterlaufen. Und da der Sommer ja noch auf sich warten lässt, gibt es in der Sommerpause sicher mal einen Mittwoch, an dem das Top zum Einsatz kommt.
Trotz aller Schwierigkeiten find ich es nämlich echt in erster Linie schön. Besonders gefallen mir die Fältchen am Halsausschnitt:
Das ist so einfach und so effektvoll!!
Mal sehen, was ich mit dem Rest des Flutschstoffs mache.
Und sehen, was die anderen am Sommertraum-MMM machen, könnt ihr wie immer hier!
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Sommer,
Top
Dienstag, 10. April 2012
Monatsthema März/April - Die kleinen Revolten der Rosy James
Ob man es glaubt oder nicht, ich hab tatsächlich mal ein Buch für die Monatsthemen der Lesenden Minderheit fertig, BEVOR der Zeitraum abgelaufen ist!!!
Thema für März und April war ja:
Wie der Zufall so wollte, hatte mir eine Kollegin erst kurz davor dieses Buch empfohlen, und ich hab es gleich zu meinem Buch des Monats gemacht (auch wenn ich da noch mitten im "Sternenschimmer" steckte):
"Die kleinen Revolten der Rosy James" von Gloria Whelan (aus dem Englischen von Ute Mihr), erschienen im Gabriel Verlag.
Dann erfährt sie von Isha, dass ein ehemaliger Hausangestellter, den ihr Vater aus wirtschaftlichen Gründen entlassen hat, sein Enkelkind an einen professionellen Bettler verkauft hat. Ihr graut davor, was dem Baby droht, denn auf dem Basar hat sie die verkrüppelten Kinder gesehen, die von "Kobra" zum Betteln gezwungen werden. Kurz entschlossen sucht sie den Verbrecher auf, kauft ihm das Kind ab - und sitzt nun mit einem Baby da. Einem indischen Baby, und noch dazu einem aus der untersten Kaste! Zum Glück kann Nadi (so nennt sie das Kind) im Waisenhaus von Mrs. Nelson unterkommen, doch mit dieser Aktion hat Rosy den Bogen überspannt - gegen den Widerstand ihrer Mutter schickt ihr Vater sie nach England, wo sie bei ihren Tanten leben soll.
Schon allein die Überfahrt ist ein Albtraum für Rosy, der Abschied von ihrem geliebten Indien fällt ihr unglaublich schwer. Und in London wird alles noch viel schlimmer, denn ihre Tante Ethyl führt ein strenges Regiment. Doch Rosys Willen nach Unabhängigkeit kann sie nicht brechen, im Gegenteil: Die jüngere Tante Louise braucht dringend jemanden wie Rosy, der sie darin bestärkt, gegen die herrische Schwester aufzubegehren ...
Gloria Whelan schafft es, dass man sich in Indien fühlt. Man läuft mit Rosy und Isha über den Basar, riecht das Curry, sieht die leuchtenden Farben, hört das Rascheln der Saris, spürt die Hitze der indischen Sonne, schmeckt die Asche, die vom Ganges aufsteigt ... Rosy ist eine super sympathische Protagonistin, der man ihre Leidenschaft für ihre Heimat, ihre Verbundenheit mit ihrer Freundin voll abnimmt, die aber auch - weil sie ja eben erst 15 ist - eine gehörige Portion Naivität mitbringt, was sie der Zielgruppe (denn auch dieses Buch ist eigentlich ein Jugendbuch) sicher gut nahebringt. Man bangt mit ihr um Nadi, das Baby, leidet, als sie aus Indien weggeschickt wird, ist entsetzt über die Zustände auf dem Schiff, fühlt Wut und Ohnmacht im Haus der Tanten. Und man kann nachvollziehen, wie ihr Verständnis für das indische Volk und den Wunsche nach Unabhängigkeit immer mehr wächst. Die Figur des Max' hätte es dafür meines Erachtens gar nicht unbedingt gebraucht, aber natürlich ist die zarte Liebesgeschichte immer schön in einem Buch für diese Leserschaft ;-). Außerdem muss es ja schon jemand "Eingeweihten" geben, der Rosy auf die wichtigen Figuren des indischen Widerstands hinweist.
Sehr geschickt zieht Gloria Whelan dann die Parallele zwischen dem Land Indien und Rosys Tante Louise, die zeitlebens hinter den Wünschen und Bedürfnissen ihrer großen Schwester zurückstecken musste. Diese hat ihre Vermählung verhindert, hält ihr Vermögen unter Verschluss, bestimmt, wie der Tagesablauf der Jüngeren aussieht, selbst das Essen und die Kleidung schreibt sie ihr vor. Hier die Analogie zum Verhältnis Kolonialmacht - Kolonie zu ziehen, fällt natürlich überhaupt nicht schwer. Und Rosy nimmt hier die Funktion Gandhis ein - sie ermutigt Louise dazu, sich zu wehren, ihren eigenen Weg zu gehen. Ohne Gewalt, ohne Streit: Sie schafft es, dass Louise mit ihr zurück nach Indien kommt (denn die Mutter hat sich doch wieder durchgesetzt und der Vater lässt Rosy nach nur wenigen Wochen in London wieder zurückkehren).
Und jetzt kommt meine große Enttäuschung an diesem Buch: An dieser Stelle hört die Geschichte auf. Das war mir persönlich einfach viel zu früh. Ich hätte unbedingt noch weiter lesen wollen, wie es mit der Unabhängigkeit Indiens und auch der Louises und Rosys weitergeht! So hat das eigentlich wirklich schöne und gut gemachte Buch einen schalen Nachgeschmack nach Oberflächlichkeit hinterlassen. Anstatt ein historischer Roman zu sein, der mit einer gut erzählten Geschichte zusätzlich viel Hintergrundwissen vermittelt, bleibt "Die kleinen Revolten der Rosy James" ein Abenteuerbuch vor historischer Kulisse, doch wird kein wirklicher Blick hinter diese Kulissen ermöglicht. Schade!! Darum gibt es von mir auch nur drei von fünf Garnröllchen, ich bin einfach immer noch ziemlich enttäuscht.
Auf der anderen Seite wäre ich wahrscheinlich wieder nicht im April fertiggeworden, wenn das Buch noch mal 200 Seiten gehabt hätte ;-)
Thema für März und April war ja:
Lies ein Buch, das in Indien spielt!
Wie der Zufall so wollte, hatte mir eine Kollegin erst kurz davor dieses Buch empfohlen, und ich hab es gleich zu meinem Buch des Monats gemacht (auch wenn ich da noch mitten im "Sternenschimmer" steckte):
"Die kleinen Revolten der Rosy James" von Gloria Whelan (aus dem Englischen von Ute Mihr), erschienen im Gabriel Verlag.
Zum Inhalt:
Indien 1919. Rosalind James, 15, ist die Tochter eines britischen Offiziers und führt das behütete Leben einer höheren Tochter der Kolonialmacht. Und doch ist sie anders als die anderen Mädchen in ihrer Situation, denn im Gegensatz zu dem üblichen Vorgehen zu dieser Zeit schicken ihre Eltern sie nicht in die englische "Heimat" in die Schule, sondern lassen sie in Indien erziehen. Ihr älterer Bruder ist in der Schule in London an einer Kinderkrankheit gestorben, und dieses Trauma hat ihre Mutter nicht verwunden. Die Umstände führen dazu, dass sie mit deutlich mehr Kontakt zur indischen Bevölkerung aufwächst als üblich, ihre beste Freundin Isha ist die Tochter ihrer ayah, ihres Kindermädchens. Gemeinsam mit Isha streift sie (heimlich) über den Basar, sie sieht das Leben der Inder, liebt die Farben, die Gerüche, die Geräusche des Landes. Und von Isha erfährt sie auch von dem Traum vieler Inder von Unabhängigkeit. Noch kann sich das junge Mädchen nicht viel darunter vorstellen, doch dann trifft sie im Club (den sie mit ihrer Mutter ab und an besuchen muss) auf Mrs. Nelson, die sich für die Inder engagiert. Und sie trifft auch deren Sohn Max - einen jungen Offizier aus dem Korps ihres Vaters. Max ist nicht nur jung und sieht gut aus, er ist auch aufseiten der indischen Bevölkerung. Er erzählt Rosy von Gandhi und davon, was es bedeutet, nicht selbst über sein Leben bestimmen zu können. Und dieses Gefühl kann Rosy nur zu gut nachempfinden.Dann erfährt sie von Isha, dass ein ehemaliger Hausangestellter, den ihr Vater aus wirtschaftlichen Gründen entlassen hat, sein Enkelkind an einen professionellen Bettler verkauft hat. Ihr graut davor, was dem Baby droht, denn auf dem Basar hat sie die verkrüppelten Kinder gesehen, die von "Kobra" zum Betteln gezwungen werden. Kurz entschlossen sucht sie den Verbrecher auf, kauft ihm das Kind ab - und sitzt nun mit einem Baby da. Einem indischen Baby, und noch dazu einem aus der untersten Kaste! Zum Glück kann Nadi (so nennt sie das Kind) im Waisenhaus von Mrs. Nelson unterkommen, doch mit dieser Aktion hat Rosy den Bogen überspannt - gegen den Widerstand ihrer Mutter schickt ihr Vater sie nach England, wo sie bei ihren Tanten leben soll.
Schon allein die Überfahrt ist ein Albtraum für Rosy, der Abschied von ihrem geliebten Indien fällt ihr unglaublich schwer. Und in London wird alles noch viel schlimmer, denn ihre Tante Ethyl führt ein strenges Regiment. Doch Rosys Willen nach Unabhängigkeit kann sie nicht brechen, im Gegenteil: Die jüngere Tante Louise braucht dringend jemanden wie Rosy, der sie darin bestärkt, gegen die herrische Schwester aufzubegehren ...
Meine Meinung:
Ich habe "Die kleinen Revolten der Rosy James" sehr gerne gelesen. Mir hat schon die Aufmachung, das stimmungsvolle Cover, die Typo, die Gesamtgestaltung sehr gut gefallen. Ich hab nicht viel Vorwissen über das Indien um Gandhis Zeiten. Klar weiß ich, wer Gandhi ist, was er getan hat und was er wie erreicht hat. Ich hatte ja schließlich Religion und Geschichte in der Schule ;-) Doch die Zustände, gegen die er anging, blieben immer im Hintergrund und standen im Schatten der Person des Mahatma.Gloria Whelan schafft es, dass man sich in Indien fühlt. Man läuft mit Rosy und Isha über den Basar, riecht das Curry, sieht die leuchtenden Farben, hört das Rascheln der Saris, spürt die Hitze der indischen Sonne, schmeckt die Asche, die vom Ganges aufsteigt ... Rosy ist eine super sympathische Protagonistin, der man ihre Leidenschaft für ihre Heimat, ihre Verbundenheit mit ihrer Freundin voll abnimmt, die aber auch - weil sie ja eben erst 15 ist - eine gehörige Portion Naivität mitbringt, was sie der Zielgruppe (denn auch dieses Buch ist eigentlich ein Jugendbuch) sicher gut nahebringt. Man bangt mit ihr um Nadi, das Baby, leidet, als sie aus Indien weggeschickt wird, ist entsetzt über die Zustände auf dem Schiff, fühlt Wut und Ohnmacht im Haus der Tanten. Und man kann nachvollziehen, wie ihr Verständnis für das indische Volk und den Wunsche nach Unabhängigkeit immer mehr wächst. Die Figur des Max' hätte es dafür meines Erachtens gar nicht unbedingt gebraucht, aber natürlich ist die zarte Liebesgeschichte immer schön in einem Buch für diese Leserschaft ;-). Außerdem muss es ja schon jemand "Eingeweihten" geben, der Rosy auf die wichtigen Figuren des indischen Widerstands hinweist.
Sehr geschickt zieht Gloria Whelan dann die Parallele zwischen dem Land Indien und Rosys Tante Louise, die zeitlebens hinter den Wünschen und Bedürfnissen ihrer großen Schwester zurückstecken musste. Diese hat ihre Vermählung verhindert, hält ihr Vermögen unter Verschluss, bestimmt, wie der Tagesablauf der Jüngeren aussieht, selbst das Essen und die Kleidung schreibt sie ihr vor. Hier die Analogie zum Verhältnis Kolonialmacht - Kolonie zu ziehen, fällt natürlich überhaupt nicht schwer. Und Rosy nimmt hier die Funktion Gandhis ein - sie ermutigt Louise dazu, sich zu wehren, ihren eigenen Weg zu gehen. Ohne Gewalt, ohne Streit: Sie schafft es, dass Louise mit ihr zurück nach Indien kommt (denn die Mutter hat sich doch wieder durchgesetzt und der Vater lässt Rosy nach nur wenigen Wochen in London wieder zurückkehren).
Und jetzt kommt meine große Enttäuschung an diesem Buch: An dieser Stelle hört die Geschichte auf. Das war mir persönlich einfach viel zu früh. Ich hätte unbedingt noch weiter lesen wollen, wie es mit der Unabhängigkeit Indiens und auch der Louises und Rosys weitergeht! So hat das eigentlich wirklich schöne und gut gemachte Buch einen schalen Nachgeschmack nach Oberflächlichkeit hinterlassen. Anstatt ein historischer Roman zu sein, der mit einer gut erzählten Geschichte zusätzlich viel Hintergrundwissen vermittelt, bleibt "Die kleinen Revolten der Rosy James" ein Abenteuerbuch vor historischer Kulisse, doch wird kein wirklicher Blick hinter diese Kulissen ermöglicht. Schade!! Darum gibt es von mir auch nur drei von fünf Garnröllchen, ich bin einfach immer noch ziemlich enttäuscht.
Auf der anderen Seite wäre ich wahrscheinlich wieder nicht im April fertiggeworden, wenn das Buch noch mal 200 Seiten gehabt hätte ;-)
abgelegt unter:
3 Garnrollen,
lesende Minderheit,
Rezension
Freitag, 6. April 2012
Aufarbeiten ...
Ich muss hier gerade ganz schön nachliefern, fällt mir so auf. Im Januar/Februar war das Thema der Lesenden Minderheit ja
Euphorisch hab ich mir den Wälzer "Sternenschimmer" von Kim Winter geschnappt - aber ich hatte unterschätzt, wie viel 500 Seiten sein können, wenn man nicht im Bett lesen kann, weil im Babybalkon nebenan ein lichtempfindliches Menschlein schläft.
Auf jeden Fall: Ich bin jetzt fertig. JETZT. Und auch, wenn ich den Post nicht mehr bei Caro und Bine verlinken kann, will ich euch die Rezension zum Buch nicht vorenthalten:
Mia nimmt an einem Volunteering-Programm teil und soll sich um eine Gruppe Kinder kümmern. Doch mit den Kindern kommen auch zwei junge Männer auf die Erde, die bei der Rettung der Kleinen aus einem Gefangenenlager verwundet wurden. Und einer diese Männer ist Iason, in den sich Mia sofort unsterblich verliebt. Die beiden kommen zusammen, doch macht Iason ihr von vorneherein klar, dass es einen großen Unterschied zwischen Irden und Loduunern gibt: Ein Loduuner weiß von vornherein, was der Sinn seines Lebens ist. Und wenn dieser Sinn erfüllt ist, stirbt er. Iasons Sinn ist, seinen Clan zu beschützen. Er wird zurückgehen müssen nach Loduun, und er wird nicht zurückkehren ...
Doch erst einmal will Mia im Jetzt leben. Sie engagiert sich gegen die Geschäftspraktiken des Vaters ihrer Lieblingsfeindin Miriam, doch als sie mit einer Freundin und einem Lehrer Beweise dafür sammeln will, dass der Kosmetikhersteller verbotene Tierversuche macht, stolpern die Mädchen Hals über Kopf in eine Sache, die eine Nummer zu groß für sie ist. Denn Miriams Vater handelt nicht mit Versuchstieren - er versorgt die kriegstreibende Partei auf Loduun, angeführt von Lokondra, mit Waffen, die auf der Erde schon lange in Bunkern verrotten sollten.
Iason versucht alles, um Mia aus der Sache herauszuhalten. Aber es ist zu spät. Denn Iasons Sinn ist untrennbar mit Mias Schicksal verbunden. Und Lokondra hat das herausgefunden ...
Nach dem flüssigen, Sog erzeugenden Anfang hatte das Buch für mich allerdings einen kleinen "Hänger". Als Mia und Iason endlich zusammen sind, verliert sich die Geschichte kurz in kleinen Episoden, die bei mir dazu geführt haben, dass ich längere Lesepausen eingelegt hab. Immer wieder dreht sich die Geschichte in diesem Stadium darum, dass Mia nicht akzeptieren kann und will, dass Iason seinen vorherbestimmte Sinn annimmt und kein Problem damit hat, dass sein Lebensweg so vorgezeichnet ist. Das war mir etwas zu lang.
Doch als ich dann wieder weitergelesen hab, ging auf einmal die Post ab! Aus der kleinen Episode mit dem Einbruch ins Tierversuchslabor entwickelt sich ein handfester Thriller, in dessen Verlauf Mia und Iason mehr als einmal um ihr Leben fürchten müssen. In diesem letzten Drittel zeigt sich auch wieder, wie intensiv Kim Winter schreiben kann, fast schmerzhaft kann man sich vorstellen, was Lokondras Folteropfer erleiden müssen ...
Alles in allem ein Buch, das ich all jenen empfehlen würde, die gerne Science Fiction lesen (allerdings ohne Roboter ;-)), die nicht vergessen haben, wie sich die erste Liebe anfühlt, aber keine Lust auf Vampire mehr haben und die sich gerne überraschen lassen ... Ich freu mich schon auf Teil 2, der wohl im Sommer erscheinen wird!
Ich hab mich bei "Blogg dein Buch" registriert und werde da nun immer mal wieder eine Rezension schreiben. Und weil die ein Sternesystem zur Wertung benutzen, führe ich das bei mir jetzt auch ein. Thematisch passend aber nicht mit Sternchen, sondern mit Garnrollen ;-)
"Sternenschimmer" bekommt von mir 4 von 5 Garnröllchen - Abzug für die Längen in der Mitte. Fazit: Durchaus empfehlenswert!
Und das Buch für März/April hab ich schon fast durch. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und ein SCHMALES Buch ausgesucht, das in Indien spielt ...
Lies ein Buch von einem deutschen Autor!
Euphorisch hab ich mir den Wälzer "Sternenschimmer" von Kim Winter geschnappt - aber ich hatte unterschätzt, wie viel 500 Seiten sein können, wenn man nicht im Bett lesen kann, weil im Babybalkon nebenan ein lichtempfindliches Menschlein schläft.
Auf jeden Fall: Ich bin jetzt fertig. JETZT. Und auch, wenn ich den Post nicht mehr bei Caro und Bine verlinken kann, will ich euch die Rezension zum Buch nicht vorenthalten:
Zum Inhalt:
Mia lebt in einer nicht allzufernen Zukunft auf der Erde. Die globale Erwärmung hat dazu geführt, dass die Menschheit zusammenrücken musste - jedenfalls die Menschen, die noch übrig sind. Auf der Erde herrscht Frieden, die Menschen haben aus ihren Fehlern gelernt. Und sie haben Kontakt zu Außerirdischen, genauer gesagt, zu den Bewohnern des Planeten Loduun. Dort herrscht Krieg, und die Erde bietet an, den Kindern von Loduun Asyl zu gewähren, damit sie den Kämpfen entkommen können.Mia nimmt an einem Volunteering-Programm teil und soll sich um eine Gruppe Kinder kümmern. Doch mit den Kindern kommen auch zwei junge Männer auf die Erde, die bei der Rettung der Kleinen aus einem Gefangenenlager verwundet wurden. Und einer diese Männer ist Iason, in den sich Mia sofort unsterblich verliebt. Die beiden kommen zusammen, doch macht Iason ihr von vorneherein klar, dass es einen großen Unterschied zwischen Irden und Loduunern gibt: Ein Loduuner weiß von vornherein, was der Sinn seines Lebens ist. Und wenn dieser Sinn erfüllt ist, stirbt er. Iasons Sinn ist, seinen Clan zu beschützen. Er wird zurückgehen müssen nach Loduun, und er wird nicht zurückkehren ...
Doch erst einmal will Mia im Jetzt leben. Sie engagiert sich gegen die Geschäftspraktiken des Vaters ihrer Lieblingsfeindin Miriam, doch als sie mit einer Freundin und einem Lehrer Beweise dafür sammeln will, dass der Kosmetikhersteller verbotene Tierversuche macht, stolpern die Mädchen Hals über Kopf in eine Sache, die eine Nummer zu groß für sie ist. Denn Miriams Vater handelt nicht mit Versuchstieren - er versorgt die kriegstreibende Partei auf Loduun, angeführt von Lokondra, mit Waffen, die auf der Erde schon lange in Bunkern verrotten sollten.
Iason versucht alles, um Mia aus der Sache herauszuhalten. Aber es ist zu spät. Denn Iasons Sinn ist untrennbar mit Mias Schicksal verbunden. Und Lokondra hat das herausgefunden ...
Meine Meinung:
Die Geschichte ist eine Mischung aus "Avatar", Teenie-Liebesroman und Spionagethriller. Ich war sofort in die Geschichte hineingezogen, die Charaktere sind super ausgearbeitet und lassen Bilder im Kopf entstehen. Allerdings ist das Buch ein Jugendbuch, und das merkt man der Protagonistin Mia doch ziemlich an ;-) Stellenweise hätte ich sie gerne ein bisschen geschüttelt, weil sie sich so typisch pubertär und uneinsichtig benimmt. Aber das zeigt ja dann nur, dass Kim Winter zielgruppengerecht schreiben kann.Nach dem flüssigen, Sog erzeugenden Anfang hatte das Buch für mich allerdings einen kleinen "Hänger". Als Mia und Iason endlich zusammen sind, verliert sich die Geschichte kurz in kleinen Episoden, die bei mir dazu geführt haben, dass ich längere Lesepausen eingelegt hab. Immer wieder dreht sich die Geschichte in diesem Stadium darum, dass Mia nicht akzeptieren kann und will, dass Iason seinen vorherbestimmte Sinn annimmt und kein Problem damit hat, dass sein Lebensweg so vorgezeichnet ist. Das war mir etwas zu lang.
Doch als ich dann wieder weitergelesen hab, ging auf einmal die Post ab! Aus der kleinen Episode mit dem Einbruch ins Tierversuchslabor entwickelt sich ein handfester Thriller, in dessen Verlauf Mia und Iason mehr als einmal um ihr Leben fürchten müssen. In diesem letzten Drittel zeigt sich auch wieder, wie intensiv Kim Winter schreiben kann, fast schmerzhaft kann man sich vorstellen, was Lokondras Folteropfer erleiden müssen ...
Alles in allem ein Buch, das ich all jenen empfehlen würde, die gerne Science Fiction lesen (allerdings ohne Roboter ;-)), die nicht vergessen haben, wie sich die erste Liebe anfühlt, aber keine Lust auf Vampire mehr haben und die sich gerne überraschen lassen ... Ich freu mich schon auf Teil 2, der wohl im Sommer erscheinen wird!
Ich hab mich bei "Blogg dein Buch" registriert und werde da nun immer mal wieder eine Rezension schreiben. Und weil die ein Sternesystem zur Wertung benutzen, führe ich das bei mir jetzt auch ein. Thematisch passend aber nicht mit Sternchen, sondern mit Garnrollen ;-)
"Sternenschimmer" bekommt von mir 4 von 5 Garnröllchen - Abzug für die Längen in der Mitte. Fazit: Durchaus empfehlenswert!
Und das Buch für März/April hab ich schon fast durch. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und ein SCHMALES Buch ausgesucht, das in Indien spielt ...
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4 Garnrollen,
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lesende Minderheit,
Rezension
Montag, 2. Januar 2012
Monatsthema Januar/Februar
Die Lesende Minderheit hat pünktlich zum neuen Jahr ein neues Monatsthema für die ersten beide Monate des Jahres ausgegeben:
Ha. Damit rennen sie bei mir offene Türen ein. Ich "bin" ja aus der Kinder- und Jugendbuchbranche und stelle da immer wieder mit Erschrecken fest, dass auf dem Markt ein Buch automatisch bessere Chancen zu haben scheint, wenn es aus den USA oder wenigstens Großbritannien ist. Gut, wenn es dort erfolgreich war, geht der Buchhandel ja weniger Risiko ein, eine Verfilmung winkt meistens schon am Horizont, die dann auch wieder klingelnde Kassen verheißt ... Und das ist eigentlich ungerecht, denn hierzulande werden mindestens genauso gute Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Dass jemand wie Cornelia Funke und Kerstin Gier dann auch mal Bestseller schreiben, ist toll, aber leider immer noch die Ausnahme.
Also nun ran an die Deutschen (Schweizer und Österreicher natürlich auch!!). Dieses Mal hab ich mir kein neues Buch gekauft, sondern geschaut, was mein SUB (der mittlerweile wirklich ein halbes RUB geworden ist ...) so hergibt. Die Wahl fiel mir nicht leicht!
Doch dann hatte ich "Sternenschimmer" in der Hand. Ja. Das ist es. Genau das, was ich zum Jahresstart brauche. Ein schön dickes Buch (576 Seiten), Liebe, Fantasy, Science Fiction. Nicht zu anspruchsvoll, aber gut geschrieben (hab ich mir sagen lassen ;-)) Und wirklich schon lange auf dem SUB, das ist jetzt endlich mal dran.
Zum Buch:
Kim Winter, Sternenschimmer
erschienen 2011 bei Planet Girl
Rückseitentext:
Ob die Sterne wussten, dass diese Nacht Mias Leben verändern würde?
Sie erleuchteten den ganzen Himme., als Iason auf der Erde landete.
Jetzt steht er vor ihr. Eine dunkle Stille geht von ihm aus, doch seine graublauen Augen scheinen ins Innerste von Mia zu blicken. Augen mit der Anziehungskraft eines schwarzen Lochs. Augen, in die sie hineinfällt. Sie lassen Mia vergessen, dass es eigentlich nicht sein kann: eine überirdische Liebe, die Welten überbrücken muss. Und jeder Tag, der vergeht, bringt den endgültigen Abschied näher. Denn Iason ist nur Gast auf der Erde.
Auf seinem Heimatplaneten Loduun herrscht Kriegt und Iason ist vorbestimmt, sein Volk zu beschützen.
Jetzt bin ich gespannt!!
Lies ein Buch
von einem/r deutschen Schriftsteller/in!
Ha. Damit rennen sie bei mir offene Türen ein. Ich "bin" ja aus der Kinder- und Jugendbuchbranche und stelle da immer wieder mit Erschrecken fest, dass auf dem Markt ein Buch automatisch bessere Chancen zu haben scheint, wenn es aus den USA oder wenigstens Großbritannien ist. Gut, wenn es dort erfolgreich war, geht der Buchhandel ja weniger Risiko ein, eine Verfilmung winkt meistens schon am Horizont, die dann auch wieder klingelnde Kassen verheißt ... Und das ist eigentlich ungerecht, denn hierzulande werden mindestens genauso gute Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Dass jemand wie Cornelia Funke und Kerstin Gier dann auch mal Bestseller schreiben, ist toll, aber leider immer noch die Ausnahme.
Also nun ran an die Deutschen (Schweizer und Österreicher natürlich auch!!). Dieses Mal hab ich mir kein neues Buch gekauft, sondern geschaut, was mein SUB (der mittlerweile wirklich ein halbes RUB geworden ist ...) so hergibt. Die Wahl fiel mir nicht leicht!
Doch dann hatte ich "Sternenschimmer" in der Hand. Ja. Das ist es. Genau das, was ich zum Jahresstart brauche. Ein schön dickes Buch (576 Seiten), Liebe, Fantasy, Science Fiction. Nicht zu anspruchsvoll, aber gut geschrieben (hab ich mir sagen lassen ;-)) Und wirklich schon lange auf dem SUB, das ist jetzt endlich mal dran.
Zum Buch:
Kim Winter, Sternenschimmer
erschienen 2011 bei Planet Girl
Rückseitentext:
Ob die Sterne wussten, dass diese Nacht Mias Leben verändern würde?
Sie erleuchteten den ganzen Himme., als Iason auf der Erde landete.
Jetzt steht er vor ihr. Eine dunkle Stille geht von ihm aus, doch seine graublauen Augen scheinen ins Innerste von Mia zu blicken. Augen mit der Anziehungskraft eines schwarzen Lochs. Augen, in die sie hineinfällt. Sie lassen Mia vergessen, dass es eigentlich nicht sein kann: eine überirdische Liebe, die Welten überbrücken muss. Und jeder Tag, der vergeht, bringt den endgültigen Abschied näher. Denn Iason ist nur Gast auf der Erde.
Auf seinem Heimatplaneten Loduun herrscht Kriegt und Iason ist vorbestimmt, sein Volk zu beschützen.
Jetzt bin ich gespannt!!
Freitag, 30. Dezember 2011
Der letzte Winter
Ich hätte ja ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich mein Buch fürs November/Dezember-Motto der Lesenden Minderheit noch dieses Jahr fertigkriege. An Weihnachten hing ich noch auf Seite 150 (von 520 ...) fest. Krimi und ich ... ist nicht die große Liebe!
Aber dann!!! Dann hat mich das Buch plötzlich doch gepackt. Innerhalb von 24 Stunden waren die restlichen 370 Seiten gefressen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich MUSSTE einfach wissen, wie es ausgeht!
Doch von Anfang an, wie sich das für eine Rezension gehört:
Gelesen hab ich "Der letzte Winter" von Ake Edwardson, erschienen als Taschenbuch im List Verlag.
Ich hab es ausgewählt, weil ich von Edwardson schon einige der Fälle von Kommisar Erik Winter gelesen hab und ich seine Schreibe auch in seinen Jugendbüchern (die ich beruflich gelesen hab) gerne mag. Er ist ziemlich reduziert, sehr dialoglastig und schreibt so, dass ein wahres Kopfkino entsteht. Das ist ihm auch bei "Der letzte Winter", dem zehnten (und, wenn ich das richtig verstanden hab, letzten ) Fall von Erik Winter, wieder bravourös gelungen.
Zum Inhalt:
Im Göteborger Viertel Vasastan, der gehobenen Wohngegend, wird eine junge Frau tot aufgefunden. Sie wurde in ihrem Bett mit dem Kopfkissen erstickt. Verdächtiger: ihr Lebensgefährte, der wie paralysiert neben der Leiche sitzt.
Wenig später wiederholt sich die Geschichte, nur ein paar Straßen weiter. Zufall? Oder ein Serientäter? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel.
Zur gleichen Zeit will Erik Winter eigentlich an seinem Privatstrand mit seiner Familie in die Weihnachtszeit starten. Doch dann sieht seine kleine Tochter Elsa ein Stück Holz im Wasser treiben. Oder - doch nicht? Das Treibholz entpuppt sich als Wasserleiche, die an den Strand der Winters getrieben wird. Plötzlich hält das Verbrechen Einzug in das Privatleben des Kommisars. Wie erklärt man zwei kleinen Kindern den Tod? Und noch schwieriger: Mord?? Winter beginnt mehr und mehr, über sein Leben und seinen Beruf nachzudenken.
Als dann eine junge Polizstin, die als Einzige an beiden Tatorten der Frauenmorde war, zu ihm kommt, weil ihr Parallelen aufgefallen sind, die sonst keiner sehen will, nimmt er die Gelegenheit zur Ablenkung dankbar an. Und doch dringen auch diese Fälle plötzlich in sein Familienleben ein. Es gibt Verbindungen zwischen den Familien der beiden Opfer und der beiden Verdächtigen. Alle vier Familien haben ein Privathaus an der spanischen Costa del Sol - in derselben Stadt wie Eriks Mutter Siv ... An Heiligabend schließlich hängt auf einmal eine DVD in einem Beutel an der Wohnungstür der Winters. Eine DVD, auf der der Mörder einen dritten Mord ankündigt ... Für Winter beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Und immer mehr stellt sich heraus, dass auch die Wasserleiche einen Zusammenhang mit der spanischen Sonnenküste hat ...
Meine Meinung:
Wie gesagt, am Anfang hab ich mich etwas schwergetan. Die beiden Handlungsstränge liefen scheinbar unverbunden nebeneinander her. Es gibt sehr viele Querverweise auf die Vorgängerbände, und da es doch schon länger her ist, dass ich die Krimis gelesen hab, hat mich das etwas gestört. Aber ich vermute mal, für einen letzten Band muss das einfach sein.
Als aber den Knoten geplatzt ist und die beiden Linien angefangen haben, sich miteinander zu kreuzen, sich zu verschlingen, zu verknoten und schließlich zu einer gemeinsamen Geschichte zu verbinden, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Durch die knappe, reduzierte Schreibweise und die einfach sehr gut gemachten Dialoge wurde ich so in die Geschichte hineingezogen, dass ich einfach nur noch wissen wollte, wie mein Kopfkino wohl ausgehen wird. Edwardson ist ein verdammt guter Handwerker und sehr gut übersetzt. Er setzt Stilmittel und Dramaturgie extrem gut ein und ist ein Meister des Cliffhangers. Als Leser ist man ständig auf Augenhöhe der Ermittler. Ich bin eigentlich ganz gut im "Vorauslesen", aber dieses Mal hatte ich wirklich die ganze Zeit keine Ahnung, in welche Richtung das Ganze am Ende gehen würde. Und wenn ich als Leser durch die Polyperspektive mal mehr wusste als die Ermittler, war es so schmerzhaftes Wissen, dass ich es lieber nicht gewusst hätte ...
Ich hatte wirklich schon lange keinen solchen Leserausch mehr, danke, Ake Edwardson, und DANKE an Caro und Bine :-D Ohne euch hätte ich den Krimi sicher nicht in die Hand genommen, und mir wäre was entgangen. Ich hab jetzt mal die anderen Winter-Krimis wieder rausgeholt, mal sehen, ob ich mich nicht wirklich mal der Reihe nach durch alle zehn durchlese ...
Jetzt bin ich gespannt, was a) die anderen im Frühwinter so gelesen haben und b) was das Lesethema für Januar und Februar wird. Hoffentlich etwas, das wärmt! ;-)
Aber dann!!! Dann hat mich das Buch plötzlich doch gepackt. Innerhalb von 24 Stunden waren die restlichen 370 Seiten gefressen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich MUSSTE einfach wissen, wie es ausgeht!
Doch von Anfang an, wie sich das für eine Rezension gehört:
Gelesen hab ich "Der letzte Winter" von Ake Edwardson, erschienen als Taschenbuch im List Verlag.
Ich hab es ausgewählt, weil ich von Edwardson schon einige der Fälle von Kommisar Erik Winter gelesen hab und ich seine Schreibe auch in seinen Jugendbüchern (die ich beruflich gelesen hab) gerne mag. Er ist ziemlich reduziert, sehr dialoglastig und schreibt so, dass ein wahres Kopfkino entsteht. Das ist ihm auch bei "Der letzte Winter", dem zehnten (und, wenn ich das richtig verstanden hab, letzten ) Fall von Erik Winter, wieder bravourös gelungen.
Zum Inhalt:
Im Göteborger Viertel Vasastan, der gehobenen Wohngegend, wird eine junge Frau tot aufgefunden. Sie wurde in ihrem Bett mit dem Kopfkissen erstickt. Verdächtiger: ihr Lebensgefährte, der wie paralysiert neben der Leiche sitzt.
Wenig später wiederholt sich die Geschichte, nur ein paar Straßen weiter. Zufall? Oder ein Serientäter? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel.
Zur gleichen Zeit will Erik Winter eigentlich an seinem Privatstrand mit seiner Familie in die Weihnachtszeit starten. Doch dann sieht seine kleine Tochter Elsa ein Stück Holz im Wasser treiben. Oder - doch nicht? Das Treibholz entpuppt sich als Wasserleiche, die an den Strand der Winters getrieben wird. Plötzlich hält das Verbrechen Einzug in das Privatleben des Kommisars. Wie erklärt man zwei kleinen Kindern den Tod? Und noch schwieriger: Mord?? Winter beginnt mehr und mehr, über sein Leben und seinen Beruf nachzudenken.
Als dann eine junge Polizstin, die als Einzige an beiden Tatorten der Frauenmorde war, zu ihm kommt, weil ihr Parallelen aufgefallen sind, die sonst keiner sehen will, nimmt er die Gelegenheit zur Ablenkung dankbar an. Und doch dringen auch diese Fälle plötzlich in sein Familienleben ein. Es gibt Verbindungen zwischen den Familien der beiden Opfer und der beiden Verdächtigen. Alle vier Familien haben ein Privathaus an der spanischen Costa del Sol - in derselben Stadt wie Eriks Mutter Siv ... An Heiligabend schließlich hängt auf einmal eine DVD in einem Beutel an der Wohnungstür der Winters. Eine DVD, auf der der Mörder einen dritten Mord ankündigt ... Für Winter beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Und immer mehr stellt sich heraus, dass auch die Wasserleiche einen Zusammenhang mit der spanischen Sonnenküste hat ...
Meine Meinung:
Wie gesagt, am Anfang hab ich mich etwas schwergetan. Die beiden Handlungsstränge liefen scheinbar unverbunden nebeneinander her. Es gibt sehr viele Querverweise auf die Vorgängerbände, und da es doch schon länger her ist, dass ich die Krimis gelesen hab, hat mich das etwas gestört. Aber ich vermute mal, für einen letzten Band muss das einfach sein.
Als aber den Knoten geplatzt ist und die beiden Linien angefangen haben, sich miteinander zu kreuzen, sich zu verschlingen, zu verknoten und schließlich zu einer gemeinsamen Geschichte zu verbinden, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Durch die knappe, reduzierte Schreibweise und die einfach sehr gut gemachten Dialoge wurde ich so in die Geschichte hineingezogen, dass ich einfach nur noch wissen wollte, wie mein Kopfkino wohl ausgehen wird. Edwardson ist ein verdammt guter Handwerker und sehr gut übersetzt. Er setzt Stilmittel und Dramaturgie extrem gut ein und ist ein Meister des Cliffhangers. Als Leser ist man ständig auf Augenhöhe der Ermittler. Ich bin eigentlich ganz gut im "Vorauslesen", aber dieses Mal hatte ich wirklich die ganze Zeit keine Ahnung, in welche Richtung das Ganze am Ende gehen würde. Und wenn ich als Leser durch die Polyperspektive mal mehr wusste als die Ermittler, war es so schmerzhaftes Wissen, dass ich es lieber nicht gewusst hätte ...
Ich hatte wirklich schon lange keinen solchen Leserausch mehr, danke, Ake Edwardson, und DANKE an Caro und Bine :-D Ohne euch hätte ich den Krimi sicher nicht in die Hand genommen, und mir wäre was entgangen. Ich hab jetzt mal die anderen Winter-Krimis wieder rausgeholt, mal sehen, ob ich mich nicht wirklich mal der Reihe nach durch alle zehn durchlese ...
Jetzt bin ich gespannt, was a) die anderen im Frühwinter so gelesen haben und b) was das Lesethema für Januar und Februar wird. Hoffentlich etwas, das wärmt! ;-)
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Winter
Montag, 31. Oktober 2011
Lauter literarische Viecher
Das Monatsmotto der lesenden Minderheit ist abgeschlossen. Ich hab meine Rezi ja gerade noch so geschafft, und hier könnt ihr lesen, was die anderen so gelesen haben.
Morgen gibt es das neue Monatsmotto, ich bin gespannt!!!
Morgen gibt es das neue Monatsmotto, ich bin gespannt!!!
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lesende Minderheit,
Monatsmotto,
Rezension
Sonntag, 30. Oktober 2011
Der Oktober ist ja nun fast rum ...
... und damit auch das September/Oktober-Lesemotto der Lesenden Minderheit. Gerade noch rechtzeitig hab ich mein Buch zur Aufgabe "Lies ein Buch, in dessen Titel ein Tier vorkommt", geschafft. Ihr erinnert euch? Ich hab mich für "Der Sommer der Schildkröten" von Nina de Gramont entschieden.
Und hier jetzt meine Rezi:
Erst mal das Technische:
Nina de Gramont: Der Sommer der Schildkröten (The Gossip of the Starlings), aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder (c) 2011 Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
zum Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1985. Catherine ist 17, lebt in Neuengland als Tochter eines zu Wohlstand gekommenen Arbeiters und seiner französischstämmigen Frau und ist gerade frisch aufs Mädcheninternat Esther Percy gekommen. Der Grund: Ihr Vater hat sie mit ihrem Freund John Paul im Bett erwischt und ist der Meinung, dass eine reine Mädchenschule ihr guttäte. Catherine ist gelangweilt, ihre einzige Abwechslung sind das Reiten (das sie sehr erfolgreich betreibt) und Drogen. Ob Alkohol, Joints, halluzinogene Pilze oder Kokain - Catherine probiert alles aus.
Dann bekommt sie eine neue Mitschülerin: Skye Butterfield. Die bildschöne, skandalumwitterte Tochter eines charismatischen Senators fasziniert Catherine von der ersten Sekunde an. Und Skye macht sie zu ihrer Freundin. Gemeinsam erleben die beiden Mädchen Trips, sie treffen sich heimlich mit Catherines Freunden und brechen so ziemlich jede Schulregel, die in der Geschichte erfunden wurde. Dabei deckt Skye Seiten von Catherine auf, die dieser bis jetzt selbst nicht bekannt waren.
Catherines beste Freundin Susannah hält allerdings nicht viel von Skye. Und was erst als reine Eifersucht auf die neue Freundschaft daherkommt, stellt sich schnell als eine Ahnung heraus, die in einer Katastrophe mündet. Denn Skye versucht um jeden Preis, ihren berühmten Vater zu einer Reaktion zu zwingen. Dabei ist ihr jedes Mittel recht und sie setzt nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel. Und irgendwann geht sie zu weit ...
Meine Meinung:
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Die Geschichte an und für sich ist gut, nicht neu, aber gut. Eine typische Coming-of-Age-Story, die ich eigentlich als Jugendbuchplot auch eher in einem klassichen Jugendbuchverlag vermutet hätte (Aufbau ist jetzt nicht SO der Jugendbuchverlag ;-)). Aber ganz ehrlich: Ich hab ja beruflich viel mit Jugendbüchern zu tun, und der Text wäre mir stilistisch und sprachlich nicht als Jugendbuch durchgegangen. Man kommt den Figuren meiner Meinung nach nicht so richtig nah, bleibt immer ein bisschen außen vor. Dadurch hat es mich nicht wirklich in die Geschichten hineingezogen, ich blieb unbeteiligter Beobachter. Der Stil ist sehr distanziert - aber nicht so schmerzhaft distanziert, wie es z.B. bei der "Geisha" von Arthur Golden oder dem "Projekt" von Alice Gabathuler der Fall war, sondern einfach zu weit weg vom Geschehen. Erst auf den letzten 50 Seiten konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil ich jetzt einfach wissen wollte, wie es ausgeht. Hier passen für mich Inhalt und Umsetzung nicht zusammen, der Plot hat meines Erachtens eine andere Zielgruppe als die Schreibe. Außerdem sind da ein paar Unsauberkeiten (m.E. unzulässige Perspektivwechsel, Zeitsprünge, offene Enden), die mich als Lektorin doch stören.
Für mich hatte die Leseerfahrung große Ähnlichkeit mit einem meiner letzten Kinobesuche, als ich mit zwei Kolleginnen in "Somewhere" von Sofia Coppola war. Und da hab ich festgestellt: Arthouse ist nichts für mich ... Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Schlecht ist "Der Sommer der Schildkröten" sicher nicht, aber nichts für mich.
Und noch was: Wie es zu dem Titel gekommen ist, würde mich auch mal interessieren ;-)
Jetzt bin ich gespannt, was das Lesemotto für die nächsten beiden Monate sein wird!
Und hier jetzt meine Rezi:
Erst mal das Technische:
Nina de Gramont: Der Sommer der Schildkröten (The Gossip of the Starlings), aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder (c) 2011 Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
zum Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1985. Catherine ist 17, lebt in Neuengland als Tochter eines zu Wohlstand gekommenen Arbeiters und seiner französischstämmigen Frau und ist gerade frisch aufs Mädcheninternat Esther Percy gekommen. Der Grund: Ihr Vater hat sie mit ihrem Freund John Paul im Bett erwischt und ist der Meinung, dass eine reine Mädchenschule ihr guttäte. Catherine ist gelangweilt, ihre einzige Abwechslung sind das Reiten (das sie sehr erfolgreich betreibt) und Drogen. Ob Alkohol, Joints, halluzinogene Pilze oder Kokain - Catherine probiert alles aus.
Dann bekommt sie eine neue Mitschülerin: Skye Butterfield. Die bildschöne, skandalumwitterte Tochter eines charismatischen Senators fasziniert Catherine von der ersten Sekunde an. Und Skye macht sie zu ihrer Freundin. Gemeinsam erleben die beiden Mädchen Trips, sie treffen sich heimlich mit Catherines Freunden und brechen so ziemlich jede Schulregel, die in der Geschichte erfunden wurde. Dabei deckt Skye Seiten von Catherine auf, die dieser bis jetzt selbst nicht bekannt waren.
Catherines beste Freundin Susannah hält allerdings nicht viel von Skye. Und was erst als reine Eifersucht auf die neue Freundschaft daherkommt, stellt sich schnell als eine Ahnung heraus, die in einer Katastrophe mündet. Denn Skye versucht um jeden Preis, ihren berühmten Vater zu einer Reaktion zu zwingen. Dabei ist ihr jedes Mittel recht und sie setzt nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel. Und irgendwann geht sie zu weit ...
Meine Meinung:
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Die Geschichte an und für sich ist gut, nicht neu, aber gut. Eine typische Coming-of-Age-Story, die ich eigentlich als Jugendbuchplot auch eher in einem klassichen Jugendbuchverlag vermutet hätte (Aufbau ist jetzt nicht SO der Jugendbuchverlag ;-)). Aber ganz ehrlich: Ich hab ja beruflich viel mit Jugendbüchern zu tun, und der Text wäre mir stilistisch und sprachlich nicht als Jugendbuch durchgegangen. Man kommt den Figuren meiner Meinung nach nicht so richtig nah, bleibt immer ein bisschen außen vor. Dadurch hat es mich nicht wirklich in die Geschichten hineingezogen, ich blieb unbeteiligter Beobachter. Der Stil ist sehr distanziert - aber nicht so schmerzhaft distanziert, wie es z.B. bei der "Geisha" von Arthur Golden oder dem "Projekt" von Alice Gabathuler der Fall war, sondern einfach zu weit weg vom Geschehen. Erst auf den letzten 50 Seiten konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil ich jetzt einfach wissen wollte, wie es ausgeht. Hier passen für mich Inhalt und Umsetzung nicht zusammen, der Plot hat meines Erachtens eine andere Zielgruppe als die Schreibe. Außerdem sind da ein paar Unsauberkeiten (m.E. unzulässige Perspektivwechsel, Zeitsprünge, offene Enden), die mich als Lektorin doch stören.
Für mich hatte die Leseerfahrung große Ähnlichkeit mit einem meiner letzten Kinobesuche, als ich mit zwei Kolleginnen in "Somewhere" von Sofia Coppola war. Und da hab ich festgestellt: Arthouse ist nichts für mich ... Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Schlecht ist "Der Sommer der Schildkröten" sicher nicht, aber nichts für mich.
Und noch was: Wie es zu dem Titel gekommen ist, würde mich auch mal interessieren ;-)
Jetzt bin ich gespannt, was das Lesemotto für die nächsten beiden Monate sein wird!
Freitag, 2. September 2011
Und noch ein Monatsthema!
Und zwar das Thema für die Monate September und Oktober von der lesenden Minderheit.
≈ lies ein Buch, in dessen Titel ein Tier vorkommt! ≈
Sehr geil *rofl*.
Darum hab ich etwas getan, was ich schon lange nicht mehr getan hab: Ich hab mir ein Buch (fast) nur aufgrund des Titels gekauft. Und zwar "Der Sommer der Schildkröten" von Nina de Gramont. Ich bin ja so gespannt, Werbetexte lesen sich gut, aber ich hab schon zu viele davon selbst geschrieben, um mich darauf zu verlassen ... Wir werden es erleben!
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