Mittwoch, 23. Januar 2013

Wie der Schnee seine Farbe bekam - {color me happy}

Vor langer Zeit, als Gott die Erde erschuf, da verteilte er die Farben des Regenbogens und des Himmels an alle Lebewesen und Dinge auf der Welt.
Ganz am Schluss, als Allerletztes, kam der Schnee und bat den Herrn um eine Farbe.
Bedauernd sah Gott den Schnee an: "Es tut mir leid, ich habe alle Farben bereits verteilt. Doch warte - die Blumen habe ich reichlich bedacht. Gewiss sind sie bereit, dir etwas von ihrer Farbenpracht abzugeben!"

So ging der Schnee zur Rose, der Königin der Blumen. "Liebe Rose, du bist so schön rot, leuchtest weithin und erstrahlst in aller Pracht - kannst du mir nicht etwas von deiner Farbe abgeben?"
Empört antwortete die Rose: "Wo denkst du hin, du kalter Gesell? Mit dir will ich nichts zu tun haben, und meine Farbe brauche ich für mich selbst - schließlich bin ich die Schönste hier!"

Nun gut, dachte der Schnee, mit großer Schönheit kommt wohl auch großer Stolz. Darum wandte er sich nun an die Sonnenblumen, die kräftig leuchteten. "Könnt ihr mir etwas von eurem Gelb abgeben? Die Menschen erfreuen sich an dem Strahlen!"
"Puh, was bist du denn für ein unwirtlicher Kerl? So kalt und nass - das passt doch nicht zu unserer Sonnenkraft! Geh, verschwinde!"

Andere Blumen haben auch schöne Farben, dachte der Schnee, und verlor nicht den Mut.

Er wandte sich an die Ringelblumen mit ihrem orangefarbenen Feuer - doch die lachten ihn nur aus.

Die schüchternen tiefblauen Veilchen verkrochen sich im Moos vor Furcht, als er sich ihnen näherte.

Der violette Flieder gab vor, ihn nicht zu hören, hoch oben an seinem Stamm.

Und selbst die weichen, grünen Blätter des Frauenmantels wollten ihm nicht helfen.

Da wurde der Schnee traurig. Sollte er tatsächlich ohne Farbe bleiben? Er wollte doch so gerne die Menschen im Winter erfreuen, ihnen die Schönheit der Kälte zeigen. Für die Kinder wollte er da sein, damit sie ihn im herumtoben und mit ihm spielen konnten, rodeln, Schneebälle werfen, ein Quell der Freude wollte er sein. Aber wer würde sich schon an einem farblosen Gesellen erfreuen? Welches Kind hätte Spaß daran, mit etwas zu spielen, dass keine Farbe hatte? Wäre es dann nicht besser, den Winter ganz ohne Schnee sein zu lassen.

Auf einmal vernahm der Schnee ein zartes Stimmchen: "Schnee, warum bist du so traurig?" Der Schnee senkte den Blick und sah zu seinen Füßen ein kleines Blümchen stehen. An einem dünnen, hellgrünen Stängel hing ein feines Glöckchen von feinstem Weiß. Das Blümchen war so hübsch, dass der Schnee lächeln musste. "Weißt du, liebes Blümchen, ich bin unglücklich, weil ich keine Farbe habe. Ich kam zu spät zum lieben Gott, und keine der Blumen war bereit, mir etwas von ihrer Pracht abzugeben."
Da meinte das Blümchen: "Ach, wenn es weiter nichts ist - du kannst gerne ein wenig von meinem Weiß abhaben!"
Und als es das sagte, ertönte ein feiner, heller Klang, wie von einer Engelsglocke.
Im selben Moment erstrahlte der Schnee in weißem Glanz. Dort, wo das Blümchen ihm von seiner Farbe abgegeben hatte, schimmerten nun zarte grüne Punkte durch das Weiß der Blüte.

Und so bekam der Schnee seine Farbe und verschönert seither den Menschen die kalte Jahreszeit.
Das Schneeglöckchen aber, das Mitleid mit ihm gezeigt hatte, ist seither die einzige Blume, der der Schnee nichts anhaben kann, sondern das in ihm erblühen darf.








Schon ganz lange wollte ich diese Geschichte aufschreiben. Und der Anblick heute morgen hat jetzt endlich den Anstoß gegeben.

Und so ist dieses Foto auch gleich mein Beitrag für den Januar zur diesjährigen Fotochallenge von Bine und Andrea - Color me happy. Dieser Monat steht unter dem Motto "simple white" und darum seht ihr hier lauter tolle Sachen in der Farbe des Schnees - von der ihr jetzt wisst, wie sie zu ihm kam.


9 Kommentare:

Kiscsibor hat gesagt…

Das ist eine schöne Geschichte. Und das Bild ist klasse!
Einen schönen Schneetag dir noch.
LG Heike

Mademoiselle Pfingstspatz... hat gesagt…

Ist das schöhön!
...und lässt mich auf den Frühling hoffen.

Liebe Grüße!

Arlette hat gesagt…

Wohaa, Paula hat wieder im Wasser gebaut heute *augenroll* - ich mußte echt heulen, weil ich die geschichte so schön finde.. Mannmannmann.

Danke fürs Teilen und das schöne Bild.

Anonym hat gesagt…

Was für eine zauberhafte und wunderschöne Geschichte! Danke dafür. Auch das Foto dazu ist toll. Bei uns ist noch tiefster Winter und weit und breit kein Schneeglöckchen zu sehen.
Liebe Grüße
und einen schönen Abend
Inge

Trienchens Welt hat gesagt…

Oh wie schön!

*hachsag*

Susi hat gesagt…

*schmacht* Was für eine wunderbare Geschichte zu einem tollen Foto!!!

LG
Susi

lilofee hat gesagt…

Wie wunderschön! Ich bin wohl auch sehr hormongeschleudert, gerade, denn mir laufen auch die Tränen! Diese Geschichte werde ich meinem Großen Vorlesen, er wird sie genauso lieben, wie ich!

Liebe Grüße
Lilo

daudlmaus hat gesagt…

Ich liebe die Geschichte auch :)

Und mal ganz nüchtern betrachtet: die Schneeglöckchenblüten produzieren beim Wachsen aus dem Schnee so viel Wärme, dass er schmilzt :) Darum können sie als einzige so früh blühen. Und eigentlich brauchen auch die die Bienchen zum bestäuben, da die aber meistens dann nicht fliegen, können sich die Schneeglöcklchen auch unterirdisch einfach so vermehren :)
PS Ich find das Pferde-Kostüm klasse! Die Begründung deiner Großen ist aber auch echt super ;)

Jasmin (NähBee) hat gesagt…

Eine sehr schöne Geschichte liebe Luci!!! Danke dafür !!!!